Samstag, 12. Januar 2013

DAS IRANISCHE FEUERHEILIGTUM









Die rituelle Verehrung des Wassers der Erde und des Feuers sind uralte arische Kulte der Naturelemente. Sie wurden von späteren Religionen übernommen, in Iran vom Zoroastrismus und Mazdaismus. Über ihre Entwicklung und ihre Schicksale im Laufe von mehr als tausend Jahren könnte man eine fesselnde Romantrilogie Ansätze dafür wurden schon vor hundert Jahren von den Humanisten der Romantik, vor allem von Johann Jakob Bachofen gesammelt.
Schon bei der Befragung der ältesten Quellen über den iranischen Feuertempel stösst man auf einen merkwürdigen Widerspruch. Herodot berichtet: „Die Perser haben keine Bildwerke, Tempel noch Altäre und ihre Gesetze erlauben ihnen nicht, solche zu bauen; sie halten solche, die es tun wollten, für Narren… Um dem Jupiter zu opfern, besteigen sie hohe Berge und halten den ganzen Himmelskreis für Jupiter. Sie opfern vor allem der Sonne, dem Monde, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden und taten dies von alters her.“
Strabo und Xenophon stellten dasselbe fest. Strabo sagt: „Die Perser bringen dem Feuer und dem Wasser ihre feierlichen Opfer dar.“ Anderseits rühmt sich Darius in Bisutun: „Die ayadanas, die Gaumata, der Magier, zerstörte, baute ich wieder auf.“
Dieser scheinbare Widerspruch löst sich, wie Erdmann feststellte, auf, wenn man daraus den richtigen Schluss auf zwei verschiedene Formen des Kultes zieht. Einen alten Volkskult ohne Kultbauten und einen Herrscherkult mit solchen. Die Erbauung von ayadaans war also eine Neuerung des Hofes.
Für den höfischen und städtischen Feuerkult kennen wir zwei Bautypen aus achämenidischer Zeit: der eine ist durch das Feuerheiligtum in Susa und einige verwandte Bauten vertreten, der andere durch die beiden Turmhäuser in Pasargadae und Persepolis.
Dass der Feuerdienst in Iran während der fünf Jahrhunderte währenden Herrschaft der Parther (250 v. bis 224n. d. Zw.) fortdauerte, wissen wir von griechischen Schriftstellern wie Diodor, Strabo, Pausanias uns Appianus, die über diesen Kult in Kleinasien berichten wie auch aus Denkmälern. In Iran stammen aus dieser Zeit zwei berühmte Feuerheiligtümer, der Takht-i-Sulaiman (Thron des Salomo) und das Heiligtum am Kuh-i-Khodja in Sistan. Takht-i –sulaiman liegt in der Provinz Azarbaidshan an einer der Hauptquellen der Sefid Rud, die aus einem See kommt, der durch innere Quellen immer auf gleichem Niveau gehalten wird. Die Ruinen wurden mit der Stadt Schis identifiziert, wo fein berühmter, bei den Magiern sehr angesehener Feuertempel lag. Schis galt als Geburtsort des Zoroaster, und jeder sassanidische Khosros musste nach seiner Thronbesteigung von Ktesiphon eine Wallfahrt dorthin machen. Dort wurde das Hauptfeuer von Iran gehegt, das in siebenhundert Jahren nie verlöscht war und von dem das heilige Feuer zu allen anderen Feuerheiligtümern Irans getragen werden musste, wenn irgendwo eine Erneuerung nötig war oder ein neuer Tempel gegründet wurde. Es war ein sogenanntes königliches Feuer, ein Adhur Gushnasp, Feuer der Krieger, zum Unterschied vom Adhur Farrbagh dem Feuer der Priester und dem Adhur Burzin-Mihr, dem Feuer der Bauern. Bei Schis fanden Kämpfe zwischen den Parthern und Römern statt, und im Jahre 628 wurde die Stadt mit dem Palast und dem Feuerheiligtum von Heraklius zerstört. Die heutigen Ruinen zeigen noch die Fundamente des am See gelegenen ayadana ( aya—Zeichen oder wunder Gottes, dana—Behälter ) mit dem wie in Susa vorspringenden atashgah (Atash—Feuer, gah—Ort ) und mit Wohnungen und Depots. 

DAS WELTBILD DER IRANIER
VON
O.G.VON WESENDONK 1933

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