Montag, 27. Dezember 2010

Montag, 20. Dezember 2010

Die Wasserstoffbombe eröffnet Perspektiven (Aussichten) dunkelster Art.



















Ich fasse zusammen:
Die Wasserstoffbombe ist die jüngste Form der Atombomben, deren seit 1945 mehrere entwickelt wurden. Wir nennen sie H=Bombe, weil das chemische Zeichen für Wasserstoff – lateinisch Hydrogenium – „H“ lautet.

1. Die Uranbombe (= U=Bombe, von Zeichen U des chemischen Elementes Uran hergeleitet). Sie wurde als erste Atombombe von Amerika mit ungeheurem Aufwand an Studium entwicklungstechnischer und produktiver Arbeit sowie an Kapital im 6. Jahr des letzten Weltkrieges, im Sommer 1945, fertiggestellt. Nachdem die erste Versuchsbombe im abgelegenen gebiet von Neu-Mexiko im Juli 1945 geplatzt war, hat eine weitere Bombe bekanntlich am 6. August 1945 die japanische Stadt Hiroshima zerstört. Dabei wurden plötzlich etwa 80 000 Menschen getötet und mindestens 40 000 verwundet bzw. radioaktiv verseucht. Die U=Bombe beruht auf einer sogenannten Kettenreaktion. Das ist ein explosionsartig verlaufende Spaltung von Atomkernen, hier des Uran-Isotops U 235. Uran ist das schwerste der in der Natur vorkommenden 92 chemischen Elemente. Es hat die Ordnungszahl Z = 92, weil um einen Kern mit 92 Protonen und einer Anzahl daran angelagerter Neutronen 92 Elektronen kreisen. Ein Isotop ist eine Abart eines chemischen Elementes mit mehr oder weniger Neutronen im Kern als normal. Bei der Kernspaltung der U=Bombe wird nun ein Teil, etwa 1/2000, der ungeheuren in den Atomkernen Kräfte aus, die alles bisherige um das Vielmillionenfache übertreffen.


2. Die Plutonium=Bombe. Es folgte alsbald die Plutonium=Bombe. Wir nennen sie Pu=Bombe, entsprechend dem chemischen Zeichen Pu für Plutonium. Schon die zweite Atom=Bombe, die zwei Tage Später, am 8. August 1945, explodierte, war eine Pu=Bombe. Durch sie wurde die japanische Hafen – stadt Nagasaki in ähnlicher Weise zerstört wie Hiroschima. So wurde Japan vollends niedergezwungen und das Ende des zweiten Weltkriegs eingeleitet. Plutonium ist ein Transuran. So nennt man jene Elemente, die in de Natur nicht vorkommen, sondern künstlich erzeugt werden. Ihre Ordnungszahlen Z liegen über 92, weil sie mehr als 92 Protonen im Atomkern und Elektronen in der Hülle aufweisen. Plutonium mit Z = 94 kann in Reaktoren verhältnismassig leicht gewonnen werden. Reaktoren, anfänglich „Atommaschinen“ genannt, sind ruhende Apparate, durch welche Energie aus den Atomkernen heraus gewonnen wird. Dies geschieht durch gesteuerte Kernspaltung bzw. Kernumwandlung. Das Gegenstück dazu sind die „Atombeschiessungsmaschinen“ (Cyklotron, Betatron usw.), welche mehr der wissenschaftlichen Forschung dienen.


3. Die Wasserstoffbombe (H=Bombe). Damit noch nicht zufrieden, forschte man weiter unter den sechs bisher bekannten Transuranen (Z = 93 bis 98), und als dies vergeblich war, ging man bis zur Sonne. Dort hatte man entdeckt, dass die uns zugestrahlte Riesen=Energie im Sonnenzentrum aus dem leichtesten aller Elemente, dem Wasserstoff, entsteht, und zwar durch Umwandlung in Helium, das zweitleichteste Element. Dies geschieht nun nicht durch Spaltung, sondern im Gegenteil durch Zusammensetzung von Atomkernen. Es ging also von einem Extrem ins andere: vom schwersten zum leichtesten Element und von der Spaltung der Atomkerne zur Vereinigung derselben, zur Kernsynthese. Trotz ungeheuren Schwierigkeiten gelang es, eine noch vielfach schrecklichere Bombe, eben die H=Bombe, zu verwirklichen. Zunächst schien die Übertragung von solaren (sonnenhaften) Vorgängen auf irdische Verhältnisse unmöglich. Die Umwandlung von Wasserstoff in Helium im Sonneninneren erfolgt nämlich bei riesiger Temperatur und gewaltigem Druck. Im Sonnenkern herscht eine Temperatur von 19 Millionen Grad Celsius und ein Druck von ca. 120 Milliarden Atmosphären. Für derartige Verhältnisse sind natürlich die uns zugänglichen Materialien und Methoden bei weitem unzureichend; liegt doch die höchste erreichbare Temperatur der heutigen Technik bei etwa 5000 Grad Celsius. –
Man baute daher ein U=Bombe in die H=Bombe hinein und zündete sie wie erwähnt. Durch die so entstehende Temperatur von 11 Millionen Grad Celsius wurde dann die Explosion der H=Bombe ausgelöst. Die erwähnte Umwandlung von Wasserstoff in Helium in der Sonne erfolgt auf komplizierte Weise über Kohlenstoff. Es zeigte sich aber, dass eine analog Umwandlung in der H=Bombe durch Anhäufung geeigneter Elemente bzw. Isotopen direkt möglich ist. Dabei werden urplötzlich ungeheure Energiemengen frei, die eine bisher ungekannte und ungeahnte Zerstörungspotenz darstellen. –

4. Die Kobalt=Bombe. Und nun tritt eine weitere, noch schlimme Atombombe in Sicht: die Kobalt=Bombe. Sie heisst Co=Bombe; Co=Kobalt. Dabei handelt es sich eigentlich weniger um eine neue Atombombe, als um eine neue Umhüllung der H=Bombe. Man müsste daher diese Bombe genauer als Wasserstoff=Kobalt=Bombe bezeichnen. Kobalt ist ein dem Nickel ähnliches Metall. Es weist aber einzigartige Eigenschaften auf. So wird es durch geeignete Bestrahlung in hohem Masse radioaktiv. Radioaktivität ist die Eigenschaft eines Stoffes, durch Zerfall seiner Atomkerne dauernd Energie in Form von „Strahlen“ auszusenden. Diese Strahlen sind in Wirklichkeit meist Atomteile, also fliegende Stoffteilchen. Sie durchdringen die Materie weitgehend und versuchen bei entsprechender Dichte auch den menschlichen Körper aufs schlimmste, unheilbar, tödlich. Sie durchsetzen dabei alle Körperteile und lösen in den Organen derselben sowie im Nervensystem Funktionsstörungen aus, die Qual und Tod verursachen. Das trifft in entsprechendem Masse auch für die anderen Atombomben zu. Wo immer dann solcher „Todesstaub“ aus der verpesteten Stratosphäre sich niederlässt, wird Leben qualvoll zerstört, so dass der Absender einer Co=Bombe selbst aufs schwerste mitgefährdet wäre. Wohl nur aus diesem Grunde ist die Co=Bombe noch nicht probiert worden – aus Angst um das eigene Land und Leben.


5. Der Vollständigkeit wegen müssen noch die schlimmsten aller Bomben wenigstens gestreift werden: die Bakterien = und die Giftbomben. Sie bestanden zum Teil schon im letzen Welt-Krieg, kamen aber wohl aus dem erwähnten Grunde der Selbstgefährdung nicht zur Anwendung.
…Und was dann?
Die Wasserstoffbombe eröffnet Perspektiven (Aussichten) dunkelster Art.
Ihre Auswirkungen sind entsetzlich, unübersehbar.
Mag man über moderne Sensationen wie fliegende Teller, Erdsatelliten, Weltraumflüge mit Zwischenlandung usw. denken, wie man will, mag man sie ins Gebiet einer kühnen oder kranken Phantasie verweisen – die Wasserstoffbombe und was dahinter steht, ist real und bitter ernst zu nehmen.
Zwei Arten von Grossvernichtung laufen hier parallel: Wir sprechen von der mechanischen und der biologischen Zerstörungspotenz der H=Bombe.
1. Die mechanische Zerstörung
2. Die biologische Auswirkung
3. Auch geographisch
4. Wohin steuert die Menschheit?
5. Was lehrt uns die H=Bombe?
6. Hintergründe und Ausblicke?
7. Wo ist wirksamer Schutz?
P. S. 1968

Samstag, 18. Dezember 2010

DER MITHRASKULT - MITHRAISMUS - O.G. Von Wesendonk


DER MITRASKULT
Keiner von Euch höre auf die Sprüche und Lehren der Anhänger der Lüge.
Yasna 31.18.

Es ist bei der Entwicklung, die sich in Kleinasien abgespielt hat, nicht erstaunlich, dass Kilikien und Phrygien als die Landschaften gelten, von denen aus der Mithraskult nach Rom drang.
Der arische Mithra- ist allmählich zum Mittelpunkt eines besonderen Glaubens geworden, der seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert im römischen Kaiserreich, namentlich im Heer, die weiteste Verbreitung fand.
Mithras war allerdings ein persischer Gott, und manche Züge haben auch im Mithraismus die alten iranischen Anschauungen bewahrt.
In diesem Mysterienglauben ist Mithras der Demiurg, der aus dem von ihm eingefangenen und getöteten Urstier die Welt schafft.
Die Taurobolien, eine Art von Corrida, stellten ursprünglich das Einfangen eines Stieres zu Ehren des Mithras dar und werden erst im Laufe der Zeit in ein Opfer abgeschwächt, das dann wieder den Gebräuchen bei anderen Götterkulten angeglichen wurde.
Über Mithras steht der oberste Gott Kronos, der Ahura- Mazda- entspricht oder dem an dessen Stelle gesetzten Zrvan-, der Zeit.
Mithras ist aber zugleich der Erlöser, der den Kampf mit den Mächten des Bösen am Ende der Welt durchficht, mit der sich die Auferstehung der Leiber verbindet.
Entsprechend seiner Rolle als Totenrichter im späteren Mazdaimsmus geleitet Mithras die Seelen zu der Sphäre des ewigen Lichtes.
Die Sonne, die Cautes und Cautopates gleichzeitig als aufsteigendes und untergehendes Gestirn wiedergegeben wird, wird selbständig neben Mithras genannt, doch dürfte die Geheimlehre Sol, Cautes und Cautopates lediglich als Erscheinungsformen des Mithras betrachtet haben.
Der Mithrasglauben ist durch ein ausgesprochen männliches Bestandteil dieses Kultes zurückgeführt werden darf. Denn die Parteinahme für das Lichte und Gute setzt ebenfalls die seelische Reinheit des Adepten voraus.
Vorschriften darüber bestanden im Mithraismus, der in echt iranischen Weise die Achtung vor der Obrigkeit verlangte und daher den römischen Kaisern durchaus genehm war.
Zu diesem iranischen Kern kamen aber mache Zutaten aus dem chaldäischen und phrygisch-kleinasiatischen Geistesgebiet.
Dazu gehört in erster Linie das Verhältnis des Mithraskults zu astrologischen Vorstellungen, vieles aus der Legende des Gottes, wie die Geburt aus dem Felsen, dann aber die Lehre vom körperlichen Gefängnis der Seele und ihrem Aufstieg zum Paradies.
von O.G. Von Wesendon 1933

Dienstag, 14. Dezember 2010

MEDERREICH - Die Quellen - O.G. Von Wesendonk















  

Der medische Grosstaat stellt die erste greifbare politische Zusammenfassung iranischer und nichtiranischer Gebilde unter der Leitung der medischen Könige dar. Diesem Reich, das vom Osten und Südwesten Irans über Assyrien und das nachmalige Armenien bis zum Halys in Kleinasien sich erstreckt, ist für die Verbreitung iranischer Kultur wie für die Befruchtung der iranischen Wesens mit fremden Gute erhebliche Bedeutung beizumessen.
Das Mederreich stand unter Grosskönigen von denen Unterkönige und Stammesführer abhängig waren. Der für die Iraner kennzeichnende Feudal-aristokratische Aufbau des Gesellschafsgebäudes ist auch bei den Medern zu finden.
Bei den Medern werden die Magier als ein Stamm genannt, aber ob sie das auch wirklich waren und nicht etwa nur den fremden Berichterstatten als solcher vorkamen, bleibt fraglich. Die Magier, die in der Geschichte der Iraner eine so wesentliche Stelle einnehmen, werden im Avesta nur einmal ganz beiläufig angeführt. Diese Tatsache hängt damit zusammen, dass die Magier dem Westen angehören, während die jungavestischen Texte im östlichen Iran entstanden sind. Denn wenn auch Zarathustra einem im Nordosten oder Osten Irans hausenden medischen Stamm entsprossen sein kann, so hat sich im Verlaufe der Zeit der Schwerpunkt der medischen Entwicklung durchhaus nach dem Westen verschoben.
Aus dem Herodot geht jedenfalls hervor, dass die Magier am Hofe der Mederkönige einen bedeutsamen Rang einnahmen und dass sie, wenigstens teilweise, sich der Kunst der Traumdeutung befleissigten.
Die Meder und andere iranische Stämme stehen in enger Berührung mit den Nationen, die zum Machtbereich der Halder und Assyrer zählen. Die iranische Beziehung für Gottbaga wird in Verbindung mit der kleinasiatischen Gottheit Tesub wie wahrscheinlich mit der auf haldischem Gebiet belegten Göttin Västi verwendet.
Da die Perser einen der babylonischen Zeitrechnung angepassten Kalender besassen, ist es durchaus denkbar, dass die avestischen Monatsbezeichnungen von den medischen Magiern ausgehen. An deren Festsetzung in Armenien und Kappadokien knüpfte dann das Perserreich in seiner religiösen Politik in Kleinasien an, ebenso wie es die alte Strasse, die unter den Medern von Sardes, der lydischen Hauptstadt, nach Ekbatana führte, später nach Susa leitete.
Neben den iranischen Elementen, wie sie in vielen Anschauungen des jüngeren Avesta in Erscheinung treten, sind wahrscheinlich durch die Magier die Überlieferungen der assyrischen, haldischen und kleinasiatischen Welt zu den Medern gedrungen, die sich in den alten Kulturländern des Vorderen Orients rasch heimisch fühlten. So ist die medische Epoche, in der sich die Zusammenfassung der Iraner zu einem grossen polischen Machtgebilde und ihr Eindringen in die Umwelt anbahnt, für die Entwicklung des iranischen Wesens von ganz ausschlaggebender Bedeutung geworden. Positiv ist man über die medischen Zustände allerdings recht wenig unterrichtet.

von O.G. Von Wesendonk 1933

Freitag, 10. Dezember 2010

SPRACHLICHES - O.G. Von Wesendonk















Die vorhandenen Zeugnisse für die altiranische Weltanschauung verteilen sich auf zwei sprachliche Perioden, die altiranische und die mitteliranische, während das Neupersische erst der Zeit angehört, wo der Islam bereits in Iran Fuss gefasst hatte.
Beim Altiranischen bildet das Medische eine unbekannte Grösse, mit der sich die luftigsten Philologischen Theorien aufbauen lassen. Greifbares ist jedoch nicht vorhanden.
Dem Südwestiranischen gehört das Altpersische an, das eine Hof -und Staatssprache war, von der der gesprochene Dialekt der Persis erheblich abwich. Vom Skythischen haben sich nur einige Glossen und Namen erhalten.
Die in zwei Formen überlieferte avestische Sprache ist zum Ostiranischen zu stellen, obwohl man das Avestische neuerdings mit dem nordwestlichen Iranisch hat verknüpfen wollen. Die ältesten Abschnitte des Avesta, die Gäthä, der Yasna haptanhäti -und einige Gebetsformeln sind in dem altertümlicheren Gäthisch abgefasst, während die anderen Texte in der jungavestischen Gestalt des Avestischen vorliegen.
Bereits in der späteren Achämenidenepoche macht sich das Mitteliranische, das Pahlavi, bemerkbar.
Es ist von F. C. Andreas in zwei Hauptgestalten erkannt worden, dem nordwestlichen Pahlavik und dem südwestlichen Pärsik. Ist das Pahlavik die Reichssprache der Araskiden, so wird das Pärsik von der Dynastie des Sasan hochgebracht als die Mundart der Landschaft Pars.
Im Mitteliranischen sind auch eine Anzahl wichtiger Schriftdenkmäler abgefasst. Die in diesen verwendete Sprachform bezeichnet man im Gegensatz zu den Zeugnissen auf Denkmälern, Siegelsteinen und Münzen als Buchpahlavi.
Zur sakischen Gruppe rechnet das Soghdische, das in Mittelasien einmal die Rolle einer Verkehrssprachen ausgeübt hat.
von O.G. Von Wesendonk 1933

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Die Forschung zwischen Wissen und gewissen










 
Wenige Tage nach Roosevelts Rede vor den amerikanischen Wissenschaftlern, durch die er sich von der Verantwortung freigesprochen fühlte, trat Edward Teller dem „Uranprojekte“ bei. Er sollte später zum „Vater der Wasserstoffbombe“ werden.
Mit der Beantwortung dieser Frage hätte sich der reine Forscher eigentlich begnügen können. Aber dies alles geschah in der Welt von 1939, in der schwülen Atmosphäre vor dem ausbrechenden Weltgewitter.
Und die grundlegende Entdeckung wurde ausgerechnet im Reiche jenes diabolischen Fanatikers gemacht, über dessen Ziele und Methoden der Welt die Augen allmählich aufgegangen waren. Ein Glück, dass sich unter den aus dem Dritten Reich Vertriebenen gerade auch viele der nahmhaftesten Atomphysiker befanden: Albert Einstein, James Franck, Edward Teller, Max Born; und aus dem mit Deutschland verbündeten Italien war eben der geniale Enrico Fermi nach Amerika ausgewandert.
Den politisch und militärisch grösstenteils vollkommen unerfahrenen Atomphysikern war es sofort klar, dass eine Macht, die allein im Besitze von Atombomben wäre, mit Leichtigkeit die ganze übrige Welt unterwerfen und tyrannisieren könnte. Und unter der Last der grauenhaften Vorstellung eines atombombenbewehrten Hitler, die zu jener Zeit kein Politiker und kein General sich auszumalen in der Lage war, fühlten sich die amerikanischen Physiker verpflichtet, ihre Regierung auf diese wahrhaft höllische Möglichkeit aufmerksam zu machen.
Der Mann, dessen gewissen sich am frühesten regte und der als erster etwas unternahm, war der damals 45jährige Amerika-Ungaro Leo Szilard.
Am gleichen Tage meldeten die Zeitungen Hitlers Einzug in den Haradschin in Prag. Für die Atomphysiker bedeutete dies vor allem, dass Deutschland damit in den Besitz des ergiebigsten europäischen Uranvorkommens gelangte. Wenig später schien die Nachricht, dass die Ausfuhr von Uranerz aus dem Protektorat Böhmen und Mähren gesperrt worden sei, die Befürchtungen der amerikanischen Physiker zu bestätigen, dass die Deutschen bereits an der Herstellung einer Atombombe arbeiten. Sie ahnten nicht, dass dies eine rein wirtschaftliche Massnahme war im Zuge vieler anderer, und dass das deutsche „Uranprojekt“ noch gar nicht in Gang gesetzt war. Dieses wurde erst vier Monate später, kurz nach Kriegsausbruch, ins Leben gerufen.
Zu dieser Zeit, im Herbst 1939, unternahm Leo Szilard einen neuen Versuch, die amerikanische Regierung auf die Möglichkeit, der Atombombe und auf die tödliche Gefahr, die Amerika im Falle eines deutschen Vorsprungs auf diesem Gebiet drohe, aufmerksam zu machen.
Fast genau ein Jahr später, am 2. Dezember 1942, war das erste grosse Ziel erreicht: in einem aus 42 Tonnen Uran und 350 Tonnen reinstem Graphit aufgeschichteten „Atommeiler“ wurde in Chicago unter der Leitung von Enrico Femi, der nach der Kriegserklärung der Achsenmächte an Amerika als „feindlicher Ausländer“ galt, die erste sich selbst erhaltende atomare Kettenreaktion ausgelöst. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des Atomzeitalters.
Gerhart Wagner: geboren am 1920 in Bern. Studium in Naturwissenschaften (Zoologie, Botanik, Physik) in Bern und Genf.

Montag, 15. November 2010

Lustige Episode














Schnappschuss
Liebe...,
Ihre grossartige Idee, mit einigen Schülern zusammen nach England zu fahren, hat mich ausserordentlich gefreut und ebenfalls über weitere Möglichkeiten nachzudenken angespornt. Ich freue mich auf den Zeitpunkt, in welchem wir darüber ausgiebig sprechen können.
Bei diesen Überlegungen musste ich selbstverständlich an meine früheren Reisen zurückdenken; und dabei stiess ich auf eine lustige Episode, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Wie Sie wissen, entschloss ich mich –nach einigen bei Ihnen erhaltenen Semestern im Englischunterricht –per Autostop über England nach Island zu reisen. Nachdem ich mit Schiff den Kanal überquert hatte und schliesslich in Dover angekommen war, war ich gespannt darauf, mein „frischgebackenes“ Schulenglisch nun auch ausgiebig anwenden zu können. Behaftet mit den Vorstellungen über „den Engländer“, die ich mir aus den Schulbüchern angeeignet hatte, stieg ich in das erste Auto, dessen Fahrer mich mit einem Winkaufgefordert hatte, gleich mitzufahren. –Eigentlich war ich erstaunt, mich in meinem Vorstellungen über „den Engländer“ bestätigt zu finden: ich sass bei einem englischen Ehepaar mit ihrer Grossmutter, die immer schwieg und dauernd lächelte!
Die üblichen Themen hatten wir schon besprochen, als mich die Frau, über meinen Englandaufenthalt sehr erfreut, fragte, ob mir meine früheren Reisen durch dieses Land ebensoviel Freude bereitet hätten. Als ich ihr freundlich erklärte, dass ich zur Zeit das erste Mal in England sei und zuvor mit niemanden gesprochen habe, sah sie mich erstaunt an, und für eine kurze Zeit war es still im Auto… sogar die Grossmutter vergass für einen Moment ihr Lächeln! –Es genügten schliesslich wenige Worte, um diese Leute zu überzeugen, dass ich mein Englisch wirklich nur in der Schule erlernt habe.
fks

Donnerstag, 4. November 2010

FRIENDSHIP - George Kress


FRIENDSHIP

Friendship is a spark still glowing
When the fire burns low;
Friendship is a crocus showing
Through the winter snow.

Friendship is the last leaf clinging
to the naked bark;
Friendship is a cricket singing
When the night is dark.

Friendship is a footpath winding
Through a lonely place;
Friendship is a lost child finding
A familiar face.

Friendship is an old man dreaming
Of the happy past;
Friendship is a far light gleaming
on ahead at last.

Friendship is the warm rain falling
On the planted ground;
Friendship is a clean voice calling
Till a friend is found.

George Kress

Dienstag, 24. August 2010

Psychologie und Religion





































 



 Psychologie und Religion
1) Die Religion ist eine der frühesten und allgemeinsten Äusserungen der Seele.
Jung zeigt, wie die praktische Psychologie mit dem religiösen Problem konfrontiert wird. Sein Ausgangspunkt ist nicht irgendein Glaubensbekenntnis, sondern die Psychologie des religiösen Menschen.

2) Religion ist eine sorgfältige und gewissenhafte Beobachtung dessen, was Rudolf Otto das „Numinosum“ genannt hat. Das ist eine dynamischen Existenz oder Wirkung, die nicht non einem Willkürakt verursacht wird und die aufgefasst wird als Macht, Geist, Dämon, Gott, Ideal, Gesetz oder wie immer der Mensch solche Faktoren genannt hat, der er als mächtig, gefährlich oder hilfreich genug erfahren hat, um ihnen eine sorgfältige Berücksichtigung angedeihen zu lassen. Das Numinosum ist entweder die Eigenschaft eines sichtbaren Objekts oder der Einfluss einer unsichtbaren Gegenwart, welche eine besondere Veränderung des Bewusstseins verursacht. Religion bezeichnet die besondere Einstellung des Bewusstseins, welches durch die Erfahrung des Numinosum verändert worden ist. Jung versteht darunter also nicht ein Glaubensbekenntnis (Konfession), das die kodifizierte und dogmatisierte Form der ursprünglichen religiösen Erfahrung ist.

3) Die Konfession hat den Zweck, unmittelbare religiöse Erfahrung zu ersetzen durch eine Auswahl passender Symbole, die in ein fest organisiertes Dogma und Ritual eingekleidet sind. Wer noch gläubig geborgen ist in der Kirchenlehre, ist geschützt vor dem Ansturm der eigenen religiösen Erfahrung, der er vielleicht gar nicht gewachsen wäre.

4) Wer aber in den überkommenen Glaubensformen keinen Halt mehr finden, steht den unberechenbaren Kräften des Unbewussten schutzlos gegenüber, hat aber dadurch die Möglichkeit der unmittelbaren religiösen Erfahrung etwa in den religiösen Träumen. Diese treten eigenartigerweise besonders dann auf, wenn es um die Entwicklung zur ganzheitlichen Persönlichkeit geht (Individuation). Sie sprechen aber nicht so über Religion, wie man es gewohnt ist und da sie individuell sind, können sie sich weder an Schönheit noch an Ausdruckskraft mit den dogmatischen Bilder irgendeiner Religion messen, denn ein Dogma ist die Frucht von vielen Geister und Jahrhunderten. Dennoch ist die individuelle Erfahrung unmittelbares Leben. Sie überzeugt deshalb mehr als jede Tradition.
fks

Sonntag, 22. August 2010

Kleinstadt-Idylle im Ententeich















Kleinstadt-Idylle im Ententeich
Es ist so hübsch bei uns. Wir haben alle Blumentöpfe vor den Fenstern, fluchen nicht und führen kein ausschweifendes Nachleben. Wir sind freundlich, betreuen gegenseitig die Kinder, haben Verständnis für Er-und Beziehungsprobleme, laden uns gelegentlich zu einem schnellen Cappuccino oder, wenn wir fast entspannt sind, zu einem Glas Wein ein. Die Kehrabfuhr kommt pünktlich, wir zahlen unsere Hypothekarzinsen termingerecht. Die Quartier skandälchen, über wer, wen verlassen hat und warum, tolerieren wir mit distanziertem Lächeln und moderner Akzeptanz, schliesslich sind wir keine Bünzlis. Es gibt eigentlich nichts zu klagen, der Wald ist nah zur Erholung, die Schule in Ordnung, im Market darf ich mal das Portemonnaie vergessen haben, und mein Velo wird hier nicht geklaut.
Wie Entenmütter, die Brut im Schlepptau, schwimmen wir zufrieden im Teich und quaken stolz und glücklich in die Luft. Immer schön im Kreis herum, dankbar, dass kein Fuchs und kein Jäger die Idylle bedroht. Die anderen fetten und zufriedenen Entenpaare bestätigen, wie gut wir es doch haben. Unter wetzt der Teich zwar Algen an, die Männer haben Rückenweh und Magengeschwüre oder legen sich die Sattheit in Frage, suche einen Abfluss aus dem schmucken Teich in fliessender Gewässer. Konsterniert wird mein Wunsch nach Bewegung abgewehrt, den Enten sträubt`s die Federn. Ich werde von den Vorteilen eines Gartengrills überzeugt, belehrt, wie privilegiert wir sind und wie glücklich die Kinder hier doch schwadern. Eine besonders glückliche Ente hebt entrüstet ihre Stimme, quakt ernst von Verantwortung, beteuert, wie wichtig ein geschütztes Umfeld für die Entwicklung der Jugend sei und das sei doch, weiss Gott, genau hier der Fall.
Ich tauche beschämt und finde zum Trost ein paar Schnecken. Aber ich möchte meine Flügel ausbreiten, und wenn ich meine zwei Kücken ansehe, wie die kräftig mit den Flügeln schlagen und neugierig in die Welt gucken, schweift mein Blick erneut zum Abfluss, will raus aus dem behaglichen Gewässer auf den Fluss und aufs Meer.
Werden wir wehmütig an den netten Teich denken, wenn reissende Wasser, Stromschnellen, abschüssige Ufer und wilde Tiere unsere gewohnte Sicherheit bedrohen? Eine Vergnügungsfahrt wird es kaum. Aber mutig will ich meine Kinder mit dem Leben konfrontieren, das Schwimmen habe ich ihnen beigebracht, die Richtigung gebe ich noch an, wie weit sie an meiner Seite paddeln wollen, wird sich weisen. Offen sein für das Panorama an vielen Ufern sollen sie lernen und ihren eigenen Landeplatz suchen. Im Fluss sein mit dem Leben, nicht statisch, nicht Althergebrachtes blind übernehmen: Die Flügel ausbreiten. Den Rest bis zum Meer werden wir fliegen.

Montag, 16. August 2010

The exercising of power follows regular patterns.

















  
The exercising of power follows regular patterns.And power is based on money. And this game requires moral and legal guidelines. Why?
The basic principle is a simple one. Every healthy human being wants to live. In order to live, you first have to survive a variety of threats. And that takes certain resources, for example physical protection from hostile attacks and an education adequate to one’s life situation. Social skills. A young adult must learn how to navigate with confidence through the seas of human society. And how to accept limits. Each human being is in competition with others. This is necessary for their personal development, to establish themselves in their environment. On the other hand, in the event of success, it leads to an accrual of influence, money and power. At a certain stage, a threshold is reached, beyond which money and power become ends in themselves, become more important than working on a service or a product. Then workers and means of production are there only to secure ever higher earnings and a whole range of marketing strategies are employed to achieve ever greater success. Even legislation and jurisdiction now work in favour of the company. A free, totally unbridled economy can make captains of industry uncrowned kings even in a democratic system. These individuals’ spheres of influence can grow to such an extent that they are in a position to influence opinion-forming processes through the media and thus gain access to political power. Someone who has come this far will not always be able to resist the temptation of using their wealth to secure power. Money corrupts.
Hardly anything goes without money. Nobody can live entirely without money. In our society with its divisions of labour, money is indispensable to obtain the bare necessities of life. Employees are dependent on regular salary payments by their employers. It goes without saying that such a dependence on money creates vulnerabilities and that money can be used to force people to perform unethical tasks and work under inhuman conditions. Ultimately, it is the will to survive that creates the conditions in which humans can be “bought”. As soon as a state is too weak to implement its laws, mafia-like structures will fill the power vacuum, rendering the state unable to fulfil its duty of ensuring its citizens’ welfare. And turning the legal principle by which all citizens are equal before the law into lip service only. States that are unable to guarantee their citizens the protection of the law are equally unable to ensure the observance of human rights on their territory.
Only a modern state with democratic checks and balances and the will and power to implement its own laws is in a position to ensure the observance of human rights.

Montag, 26. Juli 2010

Komm, füll das Glas, der Frühling ist im Land - Khayyam





















Komm, füll das Glas, der Frühling ist im Land
Wirf in die Glut des Winters Bussgewand
Schon hebt der Vogel ' Zeit' die leichten Schwingen
Zum Flug hinüber nach dem ew'gen Strand
Khayyam
Dieses Gedicht reisst mich mit. Es gefällt mir vom Bild her und hat einen beschwingten Rytmus. Es ist unsentimental, auch wenn es in einer bitteren Wahrheit endet. Ich erinnere mich, es stammt aus der Zeit, wo ich mit Dir tanzen wollte. Ich war sehr optimistisch und ruhte mich gerne, mit Gedanken an Dich, aus. Wenn es wahr ist, dass Leben im Kopf stattfindet, so lebe ich voll; wenn auch weniger lustvoll im Bauch. - Aber im Herzen wäre ich fast eine Prinzessin.
Und sicher werden wir in Heimatland "das Glas füllen und Frühling feiern." Erotisch irritiert war ich dann beim Satz: "Wirf in die Glut des Winters Bussgewand", ich sah Dich als lachende Sonne vor mir stehen, ein Paradieswesen, mich tanzen zu lernen. Aber dann kam auch schon der Vogel - - - wie wahr!
Mich trifft Dein Gedicht. Das Hinübergleiten in eine ewige Welt. Du denkst wieder an letzte Geheimnisse.
Ich hatte wieder einmal grosse Lust, mich mit Deinen Gedichten zu beschäftigen, denn natürlich faszinieren sie durch die Interdependenzen zwischen dem Ausgesprochenen und dem nicht Ausgesprochenen.
Komm, füll das Glas, der Frühling ist im Land
Wirf in die Glut des Winters Bussgewand
Schon hebt der Vogel ' Zeit' die leichten Schwingen
Zum Flug hinüber nach dem ew'gen Strand
fks

Freitag, 16. Juli 2010

GEORGE ORWELL - Shooting An Elephant
















Shooting an Elephant ist eine autobiographisch beeinflusste Kurzgeschichte von George Orwell.
In Moulmein, in lower Burma, I was hated by large numbers of people – the only time in my life that I have been important enough for this to happen to me. I was sub-divisional police officer of the town, and in an aimless, petty kind of way anti-European feeling was very bitter. No one had the guts to raise a riot, but if a European woman went through the bazaars alone somebody would probably spit betel juice over her dress. As a police officer I was an obvious target and was baited whenever it seemed safe to do so. When a nimble Burman tripped me up on the football field and the referee (another Burman) looked the other way, the crowd yelled with hideous laughter. This happened more than once. In the end the sneering yellow faces of young men that met me everywhere, the insults hooted after me when I was at a safe distance, got badly on my nerves. The young Buddhist priests were the worst of all. There were several thousands of them in the town and none of them seemed to have anything to do except stand on street corners and jeer at Europeans.
All this was perplexing and upsetting. For at that time I had already made up my mind that imperialism was an evil thing and the sooner I chucked up my job and got out of it the better. Theoretically – and secretly, of course – I was all for the Burmese and all against their oppressors, the British. As for the job I was doing, I hated it more bitterly than I can perhaps make clear. In a job like that you see the dirty work of Empire at close quarters. The wretched prisoners huddling in the stinking cages of the lock-ups, the grey, cowed faces of the long-term convicts, the scarred buttocks of the men who had been Bogged with bamboos – all these oppressed me with an intolerable sense of guilt. But I could get nothing into perspective. I was young and ill-educated and I had had to think out my problems in the utter silence that is imposed on every Englishman in the East. I did not even know that the British Empire is dying, still less did I know that it is a great deal better than the younger empires that are going to supplant it. All I knew was that I was stuck between my hatred of the empire I served and my rage against the evil-spirited little beasts who tried to make my job impossible. With one part of my mind I thought of the British Raj as an unbreakable tyranny, as something clamped down, in saecula saeculorum, upon the will of prostrate peoples; with another part I thought that the greatest joy in the world would be to drive a bayonet into a Buddhist priest's guts. Feelings like these are the normal by-products of imperialism; ask any Anglo-Indian official, if you can catch him off duty.
One day something happened which in a roundabout way was enlightening. It was a tiny incident in itself, but it gave me a better glimpse than I had had before of the real nature of imperialism – the real motives for which despotic governments act. Early one morning the sub-inspector at a police station the other end of the town rang me up on the phone and said that an elephant was ravaging the bazaar. Would I please come and do something about it? I did not know what I could do, but I wanted to see what was happening and I got on to a pony and started out. I took my rifle, an old 44 Winchester and much too small to kill an elephant, but I thought the noise might be useful in terrorem. Various Burmans stopped me on the way and told me about the elephant's doings. It was not, of course, a wild elephant, but a tame one which had gone "must." It had been chained up, as tame elephants always are when their attack of "must" is due, but on the previous night it had broken its chain and escaped. Its mahout, the only person who could manage it when it was in that state, had set out in pursuit, but had taken the wrong direction and was now twelve hours' journey away, and in the morning the elephant had suddenly reappeared in the town. The Burmese population had no weapons and were quite helpless against it. It had already destroyed somebody's bamboo hut, killed a cow and raided some fruit-stalls and devoured the stock; also it had met the municipal rubbish van and, when the driver jumped out and took to his heels, had turned the van over and inflicted violences upon it.
The Burmese sub-inspector and some Indian constables were waiting for me in the quarter where the elephant had been seen. It was a very poor quarter, a labyrinth of squalid bamboo huts, thatched with palmleaf, winding all over a steep hillside. I remember that it was a cloudy, stuffy morning at the beginning of the rains. We began questioning the people as to where the elephant had gone and, as usual, failed to get any definite information. That is invariably the case in the East; a story always sounds clear enough at a distance, but the nearer you get to the scene of events the vaguer it becomes. Some of the people said that the elephant had gone in one direction, some said that he had gone in another, some professed not even to have heard of any elephant. I had almost made up my mind that the whole story was a pack of lies, when we heard yells a little distance away. There was a loud, scandalized cry of "Go away, child! Go away this instant!" and an old woman with a switch in her hand came round the corner of a hut, violently shooing away a crowd of naked children. Some more women followed, clicking their tongues and exclaiming; evidently there was something that the children ought not to have seen. I rounded the hut and saw a man's dead body sprawling in the mud. He was an Indian, a black Dravidian coolie, almost naked, and he could not have been dead many minutes. The people said that the elephant had come suddenly upon him round the corner of the hut, caught him with its trunk, put its foot on his back and ground him into the earth. This was the rainy season and the ground was soft, and his face had scored a trench a foot deep and a couple of yards long. He was lying on his belly with arms crucified and head sharply twisted to one side. His face was coated with mud, the eyes wide open, the teeth bared and grinning with an expression of unendurable agony. (Never tell me, by the way, that the dead look peaceful. Most of the corpses I have seen looked devilish.) The friction of the great beast's foot had stripped the skin from his back as neatly as one skins a rabbit. As soon as I saw the dead man I sent an orderly to a friend's house nearby to borrow an elephant rifle. I had already sent back the pony, not wanting it to go mad with fright and throw me if it smelt the elephant.
The orderly came back in a few minutes with a rifle and five cartridges, and meanwhile some Burmans had arrived and told us that the elephant was in the paddy fields below, only a few hundred yards away. As I started forward practically the whole population of the quarter flocked out of the houses and followed me. They had seen the rifle and were all shouting excitedly that I was going to shoot the elephant. They had not shown much interest in the elephant when he was merely ravaging their homes, but it was different now that he was going to be shot. It was a bit of fun to them, as it would be to an English crowd; besides they wanted the meat. It made me vaguely uneasy. I had no intention of shooting the elephant – I had merely sent for the rifle to defend myself if necessary – and it is always unnerving to have a crowd following you. I marched down the hill, looking and feeling a fool, with the rifle over my shoulder and an ever-growing army of people jostling at my heels. At the bottom, when you got away from the huts, there was a metalled road and beyond that a miry waste of paddy fields a thousand yards across, not yet ploughed but soggy from the first rains and dotted with coarse grass. The elephant was standing eight yards from the road, his left side towards us. He took not the slightest notice of the crowd's approach. He was tearing up bunches of grass, beating them against his knees to clean them and stuffing them into his mouth.
I had halted on the road. As soon as I saw the elephant I knew with perfect certainty that I ought not to shoot him. It is a serious matter to shoot a working elephant – it is comparable to destroying a huge and costly piece of machinery – and obviously one ought not to do it if it can possibly be avoided. And at that distance, peacefully eating, the elephant looked no more dangerous than a cow. I thought then and I think now that his attack of "must" was already passing off; in which case he would merely wander harmlessly about until the mahout came back and caught him. Moreover, I did not in the least want to shoot him. I decided that I would watch him for a little while to make sure that he did not turn savage again, and then go home.
But at that moment I glanced round at the crowd that had followed me. It was an immense crowd, two thousand at the least and growing every minute. It blocked the road for a long distance on either side. I looked at the sea of yellow faces above the garish clothes-faces all happy and excited over this bit of fun, all certain that the elephant was going to be shot. They were watching me as they would watch a conjurer about to perform a trick. They did not like me, but with the magical rifle in my hands I was momentarily worth watching. And suddenly I realized that I should have to shoot the elephant after all. The people expected it of me and I had got to do it; I could feel their two thousand wills pressing me forward, irresistibly. And it was at this moment, as I stood there with the rifle in my hands, that I first grasped the hollowness, the futility of the white man's dominion in the East. Here was I, the white man with his gun, standing in front of the unarmed native crowd – seemingly the leading actor of the piece; but in reality I was only an absurd puppet pushed to and fro by the will of those yellow faces behind. I perceived in this moment that when the white man turns tyrant it is his own freedom that he destroys. He becomes a sort of hollow, posing dummy, the conventionalized figure of a sahib. For it is the condition of his rule that he shall spend his life in trying to impress the "natives," and so in every crisis he has got to do what the "natives" expect of him. He wears a mask, and his face grows to fit it. I had got to shoot the elephant. I had committed myself to doing it when I sent for the rifle. A sahib has got to act like a sahib; he has got to appear resolute, to know his own mind and do definite things. To come all that way, rifle in hand, with two thousand people marching at my heels, and then to trail feebly away, having done nothing – no, that was impossible. The crowd would laugh at me. And my whole life, every white man's life in the East, was one long struggle not to be laughed at.
But I did not want to shoot the elephant. I watched him beating his bunch of grass against his knees, with that preoccupied grandmotherly air that elephants have. It seemed to me that it would be murder to shoot him. At that age I was not squeamish about killing animals, but I had never shot an elephant and never wanted to. (Somehow it always seems worse to kill a large animal.) Besides, there was the beast's owner to be considered. Alive, the elephant was worth at least a hundred pounds; dead, he would only be worth the value of his tusks, five pounds, possibly. But I had got to act quickly. I turned to some experienced-looking Burmans who had been there when we arrived, and asked them how the elephant had been behaving. They all said the same thing: he took no notice of you if you left him alone, but he might charge if you went too close to him.
It was perfectly clear to me what I ought to do. I ought to walk up to within, say, twenty-five yards of the elephant and test his behavior. If he charged, I could shoot; if he took no notice of me, it would be safe to leave him until the mahout came back. But also I knew that I was going to do no such thing. I was a poor shot with a rifle and the ground was soft mud into which one would sink at every step. If the elephant charged and I missed him, I should have about as much chance as a toad under a steam-roller. But even then I was not thinking particularly of my own skin, only of the watchful yellow faces behind. For at that moment, with the crowd watching me, I was not afraid in the ordinary sense, as I would have been if I had been alone. A white man mustn't be frightened in front of "natives"; and so, in general, he isn't frightened. The sole thought in my mind was that if anything went wrong those two thousand Burmans would see me pursued, caught, trampled on and reduced to a grinning corpse like that Indian up the hill. And if that happened it was quite probable that some of them would laugh. That would never do.
There was only one alternative. I shoved the cartridges into the magazine and lay down on the road to get a better aim. The crowd grew very still, and a deep, low, happy sigh, as of people who see the theatre curtain go up at last, breathed from innumerable throats. They were going to have their bit of fun after all. The rifle was a beautiful German thing with cross-hair sights. I did not then know that in shooting an elephant one would shoot to cut an imaginary bar running from ear-hole to ear-hole. I ought, therefore, as the elephant was sideways on, to have aimed straight at his ear-hole, actually I aimed several inches in front of this, thinking the brain would be further forward.
When I pulled the trigger I did not hear the bang or feel the kick – one never does when a shot goes home – but I heard the devilish roar of glee that went up from the crowd. In that instant, in too short a time, one would have thought, even for the bullet to get there, a mysterious, terrible change had come over the elephant. He neither stirred nor fell, but every line of his body had altered. He looked suddenly stricken, shrunken, immensely old, as though the frightful impact of the bullet had paralysed him without knocking him down. At last, after what seemed a long time – it might have been five seconds, I dare say – he sagged flabbily to his knees. His mouth slobbered. An enormous senility seemed to have settled upon him. One could have imagined him thousands of years old. I fired again into the same spot. At the second shot he did not collapse but climbed with desperate slowness to his feet and stood weakly upright, with legs sagging and head drooping. I fired a third time. That was the shot that did for him. You could see the agony of it jolt his whole body and knock the last remnant of strength from his legs. But in falling he seemed for a moment to rise, for as his hind legs collapsed beneath him he seemed to tower upward like a huge rock toppling, his trunk reaching skyward like a tree. He trumpeted, for the first and only time. And then down he came, his belly towards me, with a crash that seemed to shake the ground even where I lay.
I got up. The Burmans were already racing past me across the mud. It was obvious that the elephant would never rise again, but he was not dead. He was breathing very rhythmically with long rattling gasps, his great mound of a side painfully rising and falling. His mouth was wide open – I could see far down into caverns of pale pink throat. I waited a long time for him to die, but his breathing did not weaken. Finally I fired my two remaining shots into the spot where I thought his heart must be. The thick blood welled out of him like red velvet, but still he did not die. His body did not even jerk when the shots hit him, the tortured breathing continued without a pause. He was dying, very slowly and in great agony, but in some world remote from me where not even a bullet could damage him further. I felt that I had got to put an end to that dreadful noise. It seemed dreadful to see the great beast Lying there, powerless to move and yet powerless to die, and not even to be able to finish him. I sent back for my small rifle and poured shot after shot into his heart and down his throat. They seemed to make no impression. The tortured gasps continued as steadily as the ticking of a clock.
In the end I could not stand it any longer and went away. I heard later that it took him half an hour to die. Burmans were bringing dash and baskets even before I left, and I was told they had stripped his body almost to the bones by the afternoon.
Afterwards, of course, there were endless discussions about the shooting of the elephant. The owner was furious, but he was only an Indian and could do nothing. Besides, legally I had done the right thing, for a mad elephant has to be killed, like a mad dog, if its owner fails to control it. Among the Europeans opinion was divided. The older men said I was right, the younger men said it was a damn shame to shoot an elephant for killing a coolie, because an elephant was worth more than any damn Coringhee coolie. And afterwards I was very glad that the coolie had been killed; it put me legally in the right and it gave me a sufficient pretext for shooting the elephant. I often wondered whether any of the others grasped that I had done it solely to avoid looking a fool.
fks

Montag, 12. Juli 2010

Der Traum vom Professor















Der Traum vom Professor
Universität: Üppige Freitreppen, hochräumige Säle, in denen Feierlichkeiten oder auch Prüfungen stattfanden und wenn alles gut gelaufen war, die Feste für die Graduierten. Alles feierlich und ernst, mit einer geordneten Betriebsamkeit. Wieder einmal war ich nur Zuschauer, war überall dabei und gehörte doch nicht dazu. Ich gehörte nicht in den Eingeweihten.
Professor A. mit seiner Jüngerschar. War es ein Abschlussfest oder nur ein gesellschaftlicher Anlass der Verbundenheit? –Es schien in einem Wald zu sein. Und ich träumte sehr eindrücklich, was Professor A. alles sagte und tat, trotzdem habe ich alles vergessen. Was ich noch sehr deutlich sehe, ist, wie am Schluss seiner Lehrveranstaltung das Rednerpult mit frisch duftenden, farbenfrohen Waldblumen und ganzen Lagen von schlichten Graslanzetten geschmückt war. Wann und wie kamen die Pflanzen auf das Pult? Waren sie mir während der Vorlesung nicht aufgefallen?
Professor A. machte sich nun an den Pflanzen zu schaffen, es schien, als wollte er sie besser ordnen. Aber es schien mir, es würden immer mehr und mehr, er konnte einfach zugedeckt. Schliesslich hörte ich eine Rede, es könnte die Stimme von Professor A gewesen sein. Offenbar war das Ganze nicht eine geschlossene Vorlesung, denn es waren offensichtlich auch interessierte auswärtige Zuhörer, aus Europa vielleicht, anwesend. Man sass immer noch im Freien in einem leicht ansteigenden Halbkreis, wie in einem kleinen, luftigen Amphitheater.
Auch ich sass bei diesen nicht sehr zahlreichen, locker platzierten Gasthörern und leicht abseits, rechts von mir eine Abgrenzung und links trennte mich ein freier Platz von einer netten jungen Dame, mit der ich freundlich einige Worte wechselte und der ich meine Freude ausdrückte, unbedrängt von Enge nun zuhören zu können. Ich war jetzt ganz ungestört nach innen gerichtet – und meine Aufmerksamkeit galt nur noch dem Redner.
Dann kam plötzlich eine Freundin meiner Sitznachbarin zugezogen. Sie hatte die gute Lage in meiner Nähe ersäht und meine Nachbarin offerierte ihr geradezu den freien Platz, indem sie gestikulierte und ihre Bekannte anrief, sie möge sich doch hier hin setzen. Das wurde mir unerträglich, diese massive körperliche Nähe, ungeniert profitierend und einbrechend, mich ohne ```pardon``` zu sagen, fast verdrängend. Jede Sammlung, jedes Dasein und Erleben können, schien mir unmöglich geworden. Ich war blockiert und hatte eine Wut auf diese Rücksichtslosen, die meine Aufgeschlossenheit und eben bewiesene freundliche Hinwendung missachteten, indem sie mir meinen Freiraum raubten.
fks

Freitag, 25. Juni 2010

JACQUES LUSSEYRAN - GEGEN DIE VERSCHMUTZUNG DES ICH

Vertragsmanuskript von Jacques Lusseyran 1970 - 1971 Zürich
Jedes Morgen und jeden Abend höre ich die Kriegsnachrichten, wie dies eben so sein muss. Ja, es muss wirklich so sein, denn ich habe nicht das Recht, ausserhalb der Aktualität meiner Zeit zu leben. Und weil ich gegenwärtig in Amerika wohne, so sind die Nachrichten, die ich mit meinem Radio empfange, diejenigen dieses unnötigen Krieges, dieses verlorenen Krieges, den man sich hartnäckig versteift in Vietnam zu führen. Aber häufiger noch, ja immer häufiger, sind es diejenigen eines andern Krieges: es sind die Nachrichten über die Umweltverschmutzung. Und diesmal ist der Feind nicht am andern Ende der Welt, er ist kein Fremder, er hat keine andere Geschichte als die meinige und auch keinen andern Glauben. Dieser Feind, das bin ich, das sind wir selbst. Die Umweltverschmutzung ist ein Bürgerkrieg.
Der Feind, dieses Mal, es sind gerade die Produkte unseres Verstandes, die stetig weitersteigende Zahl der Entdeckungen unserer praktischen Vernunft, es sind die Träume, das immer neu aus den technischen Möglichkeiten Herauskombinierte, dessen Abfälle – wie zum Beispiel der Atommüll, Wunden schlagen bis in unser Alltagsleben, ja bin in unsere eigentliche Intimsphäre hinein. Ich höre die täglichen Meldungen unserer Niederlagen.
Wo sich seinerzeit – was sage ich seinerzeit, es war dies ja noch gestern – das friedlich indianische Reservat des Stammes der Navahos befand, ist heute das Hochplateau des Colorado auf einer Fläche von 300 Kilometer Durchmesser durch den Rauch und die Abgase eines riesenhaften thermischen Kraftwerkes, das die Kohle verschlingt, die man der Erde direkt rund um es herum entreisst, ganz vergiftet. Etwas weiter weg wurde begonnen, die grossen bisher unberührten Wälder, die den ganzen Südosten Alaskas bedeckten, nutzbar zu machen. Man meldet, dass sie planmässig abgeholzt werden sollen. Bald wird diese Lunge, die den nordamerikanischen Kontinent in seinem nordwestlichen Teil atmen liess, ihren Dienst nicht mehr versehen können. Dies waren gestern die beiden neuesten Nachrichten von der Front.
Es ist sicherlich gut, dass man uns diese Nachrichten vermittelt. Noch vor kaum vier Jahren waren es nur einige Wagemutige, einige Pioniere, die daran dachten es zu tun.
Solche Informationen, (ich möchte sagen können dieses Gewissen) sind nun zur öffentlichen Angelegenheit geworden. Vielleicht werden die Menschen endlich ihrem Irrsinn doch ein Ende bereiten. Vielleicht werden sie endlich eine „Heilige Allianz“ zur Rettung der Erde unterzeichnen. –Aber, leider, beschränkt sich dieser Bürgerkrieg nicht auf die Erde, die Luft und das Wasser. Er wütet in uns selbst. Und über diese Schlachten höre ich nicht reden. Ich für meinen Teil, möchte dieses Schweigen brechen. Es hat schon zu lange gedauert.
Oder anders gesagt: Ich komme heute, um mit Ihnen meine Besorgnis, meine tiefste Besorgnis zu teilen. Aber seien Sie beruhigt: ich gehöre nicht zu denen, die es geniessen, besorgt zu sein. Ich gehöre nicht zu denen, die in ihrem Elend, ja selbst in ihrem Schrecken eine Quelle der Lust machen und finden. Ich möchte mit Ihnen zusammen in der Hoffnung besorgt sein, dass wir gemeinsam die Wahrheiten und die Mittel finden, um aufzuhören es weiterhin sein zu müssen.
Die Erde ist sicherlich dies einzigartige Feld auf dem wachsen kann dieses Leben, das uns verliehen wurde. Wir haben sie verdorben. Aber die Erde ist nur die eine Hälfte unserer Existenz: es ist deren äusserlich sichtbares Wirkensfeld, der Aussenraum. Wir haben noch ein anderes Gebiet zu verwalten: unseren Innenraum, unser Ich. Und von ihm ist nie die Rede in den Morgennachrichten. Und doch ist gerade es, doch ist gerade dieser unser Ich bis zur heutigen Stunde am tödlichsten bedroht.
So erlaube man mir, dass ich ihm zu Hilfe eile. Ich werde im Kampfe sehr vorsichtig sein müssen, denn das Ich ist das Zerbrechlichste war wir besitzen. Aber es ist nicht mehr gestattet zu schlafen, auch nicht mehr gestattet zuzuwarten.
Unser Ich. Dieses Wort ist so eindeutig und doch zugleich so unbestimmt, dass es zu-allererst einer Begriffsklärung bedarf.
Es gibt zwei Ebenen für das ICH, so wie jeder Gegenstand ein Aussen und ein Innen hat. Oder, wenn Sie lieber wollen, so wie es für jeden von uns Zwei Arten gibt, in denen wir den andern gegenübertreten: äussere Erscheinung und eigentliche Persönlichkeit.
Wenn man nun heutigentags überhaupt einwilligt, vom Ich zu sprechen, so spricht man fast immer nur von einer seiner Erscheinungsformen, nämlich von derjenigen, in der es nur eine Oberfläche ist. Dies werde ich nicht das „Ich“, sondern „Ego“ nennen.
Unser Ego, das ist dies Verlangen, das wir alle haben – und kein einziger von uns ist davon frei – nicht ganz jedermann zu gleichen, und, koste es was es wolle, sich durch irgendetwas auszuzeichnen. – offen gesagt, ganz gleich was es auch immer sei - dieses Verlangen für uns selbst einen grösseren Teil dieser Beute, die das Leben ist, zu erlangen, recht zu behalten, auch dann, wenn wir im Unrecht sind.
Es ist es, es ist unser Ego, das diese Ungeheuer erzeugt, über die Schlechtes zu sagen niemandem einfällt: Den Ehrgeiz, den Leistungswettbewerb. Es erzeugt auch den Fanatismus und den Autoritarismus, den man für echte Autorität ausgeben möchte. Das Ego, das ist diese Kraft, die uns untereinander zu entfremden such. Auch wissen Sie ja alle welches die Krankheit unseres Jahrhunderts ist, die so betrüblicherweise die Melancholie der Romantiker ersetzt hat: es ist die Krankheit der Nicht-Kommunikation des Autismus. Wenn wir davon befallen sind, dann ist der Niedergang unaufhaltsam: desto mehr wir, nur wir selbst sein werden, desto mehr werden wir allein sein.
So ist das Todesurteil. Dies ist das Gift des Egos.
Man weiss es, man schreibt es. Aber was tut man, um es zu bekämpfen? Nichts, ganz im Gegenteil hätschelt man es wahrhaftig noch.
Um das Ego, diesen trügerischen Teil unseres Ich, sind alle bemüht.
Allen voran sind es die Erzieher. Früher waren die Schüler – ja sogar die Studenten an den Universitäten – im Fehler, jedes Mal wenn sie nicht arbeiteten oder etwas nicht verstehen konnten. Ihre verdienstvolle Leistung lag in ihrer Anstrengung, ja mehr noch in ihren eigentlich zu Hilfe: nicht auszudenken, wenn es verletzt würde! Man denkt sich gemeinverständliche Wahrheiten und mittlere Schwierigkeiten aus, damit ja kein Ego sich unterdrückt fühle. Und weil es in jeder Disziplin eine Grenze gibt, die die Mehrheit der Egos nicht scheint überschreiten zu können, dekretiert man, dass dort das Endziel der Studien sei.
Dies ist aber nicht alles, und die Erzieher sind nicht etwa die am meisten Schuldigen, nein, denn die Werbefachleute haben sich das Ego bemächtigt. Ihre ganze Arbeit besteht darin, sich einzelner Launen zu bemächtigen sobald diese bei einer genügenden Anzahl der Kunden auftreten, um daraus moralische Wahrheiten, schickliche und achtenswerte Verhaltensweisen zu machen.
Aber allesamt vergessen sie, dass das Ego nicht das Ich ist, sondern die flüchtige, schillernde augenblickswillkürliche Oberfläche des Ich, und dass man das Ich tötet, wenn dem Ego alle Rechte einräumt.
Ich habe es Ihnen vorher schon gesagt: das Ich ist zerbrechlich.
Es ist in jedem von uns nicht einmal etwas, das wir wirklich besitzen, eine festumrissene Anzahl von Fähigkeiten, auf die wir mit Stolz grosse Stücke halten könnten. Es ist wie einen Impuls, eine Art Schwung, ja höchstens wie eine Art Schwung. Es ist eine Kraft die ihrer Geburt noch ganz nahe steht. Es ist eine Verheissung, ja so möchte ich es ausdrücken, die dem Menschen gegeben ist, dass er eines Tages sein wird wie das Universum. Dass er eines Tages die Welt mit hellwach geöffneten Augen wird anschauen können. Ja dass er sich selbst gleichermassen wird wahrnehmen können und wird erkennen können. Dass ein Ordnungsbezug, eine notwendige Beziehung zwischen ihm und dieser Welt besteht. Kurz, das Ich, es ist noch so wenig, dass gleichsam ein Nichts genügen würde, um es uns wegzunehmen. Und nun muss ich sehen, dass man es bekämpft!
Sprechen wir vom Ich, vom echten. Versuchen wir es zu tun. Was ich das Ich nenne, das ist diese Bewegung, dieser Impulse, der mir erlaubt, mich der vier Elemente zu bedienen, (ja, dieser Erde auf der ich lebe) aber auch meiner Intelligenz und meiner Gemütsbewegungen, sogar meiner Träume. Es ist eigentlich eine Kraft, die mir eine Macht verleiht, die mir keine andere gibt: nämlich die, nicht warten müssen um zu leben, bis das Leben zu mir kommt. Das Ego braucht die Dinge, die grösstmögliche Zahl der Dinge (ob sie sich Geld, Geltung, Herrschaft, Beifall, oder Belohnung nennen). Das Ich fragt nicht danach. Wenn es da ist, wenn es an der Arbeit ist, gegenüber. Das Ich ist um uns herum sich langweilt. Es ist die Hoffnung, auch wenn alle objektiven Chancen zu hoffen verschwunden sind. Aus ihm stammen alle Erfindungen der Menschen. Und schliesslich ist es das, was uns übrig bleibt, wenn uns alles andere entzogen ist, wenn uns gar nichts mehr von aussen zukommt und unsere Kräfte doch genügend gross sind, um diese Leere zu überwinden.
Gewiss, das Ich des Menschen ist nie sehr stark gewesen –ausser bei einigen vereinzelten Individualitäten –und unser Zeitalter leidet darunter zweifellos nicht mehr Mangel als alle vorausgegangenen.
In unseren Tagen jedoch tritt eine ganz neue Tatsache auf: Man möchte das Ich verjagen. Man möchte es endgültig verjagen, um sich endlich dieses absonderlichen Nachbarn, dieses Konfusen Einwohner, zu entledigen. Man führt Krieg gegen das Ich und zwar den gefährlichsten aller Kriege, weil niemand daran denkt, den Krieg als solchen zu erklären.
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fks