Samstag, 29. Juni 2013

John L. Burns "Held von Gettysburg"

 Der 70-Jährige, der in den Krieg zieht
Vorentscheidung im amerikanischen Bürgerkrieg
Mit Gewehr und Krücken: Der verwundete John L. Burns nach der Schlacht von Gettysburg (Foto: National Library of Congress, Washington)
John L. Burns nimmt am 1. Juli 1863 seine alte Flinte aus dem Schrank und zieht in den Kampf. Die Schlacht von Gettysburg vor genau 150 Jahren ist die blutigste im amerikanischen Bürgerkrieg.
Von Heiner Hug
Der jetzt 70-jährige John Burns hat schon im britsch-amerikanischen Krieg 1812 gegen die Engländer gekämpft. Sein Traum ist ein starker, vereinter Bundesstaat namens Vereinigte Staaten von Amerika.
Doch die Einheit ist in Gefahr. Denn elf südliche Bundesstaaten haben sich vom Norden abgespalten. Diese Elf haben sich zusammengeschlossen. Sie nennen sich nun „Konföderierte Staaten von Amerika“ (Confederate States of America, CSA). Ihr Präsident heisst Jefferson Davis. Hauptstadt des südlichen Staatsgebildes ist Richmond in Virginia.
John Burns wird im Krieg verwundet, doch er überlebt. Schon bald wird er als "Held von Gettysburg" gefeiert, als nationales Symbol.
Der Konflikt zwischen Norden und Süden hat sich vor allem an der Sklavenfrage entzündet. Die Südstaaten wollen die Sklaverei beibehalten – der Norden unter Abraham Lincoln nicht. Der Süden verlangt mehr Autonomie als ihnen Lincoln gewähren will.
Der Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) hat im April 1861 mit einem Angriff der konföderierten Südstaaten auf das Fort Sumter in South Carolina begonnen.
Gut zwei Jahre danach findet die dreitägige Schlacht bei der Kleinstadt Gettysburg in Pennsylvania statt (siehe Karte unten). Für die südlichen, konföderierten Truppen beginnen die Gefechte verheissungsvoll. Die unter General Robert E. Lee stehende Armee besiegt am 1. Juli 1863 die Kampfverbände aus dem Norden.
Die ersten Toten, fotografiert am 1. Juli 1863, am ersten Tag der Schlacht. Bei den Opfern handelt es sich um Soldaten der nördlichen Unionstruppen. (Foto: National Library of Congress, Washington)
Doch am dritten Tag triumphiert die nördliche Armee. Sie wird von George G. Meade kommandiert. Die südlichen Verbände ziehen sich erschöpft zurück. Meade wird später kritisiert, weil er die südlichen Truppen nicht verfolgte und endgültig aufrieb.
"Rocks could not save him at the Battle of Gettysburg" steht als Überschrift zu diesem Bild von Timothy H. O'Sullivan (Foto: National Library of Congress, Washington)
Der amerikanische Bürgerkrieg ist der erste Krieg, von dem es - auf Glasplatten gebannte - fotografische Dokumente gibt. Alexander Gardner und Timothy H. O'Sullivan gehören zu den ersten Kriegsfotografen.
Tote Soldaten der konföderierten südlichen Truppen auf dem Schlachtfeld von Gettysburg. Fotografiert am 5. Juli, zwei Tage nach Ende der Schlacht. (Foto: National Library of Congress, Washington)
Nach der Schlacht bei Gettysburg dauert der Bürgerkrieg noch knapp zwei Jahre. Doch jetzt verlieren die Truppen der Südstaaten mehr und mehr die Initiative.
Am Tag nach dem Sieg der nördlichen Unionstruppen bei Gettysburg triumphieren die Nordstaaten auch in der wichtigen Schlacht von Vicksburg (Mississippi). (Siehe Karte). Diese Gefechte hatten schon am 19. Mai begonnen. Vicksburg gilt – neben Gettysburg – als eine der entscheidenden Schlachten. Kommandiert werden die nördlichen Truppen in Vicksburg von Generalleutnant Ulysses S. Grant. Er wird später amerikanischer Präsident.
"Der letzte Schlaf eines Scharfschützen" heisst dieses Bild, aufgenommen in Gettysburg Anfang Juli von Alexander Gardner (Foto: National Library of Congress, Washington)
Noch während des Bürgerkriegs, am 19. November 1863, wird auf dem Schlachtfeld von Gettysburg ein Soldatenfriedhof für die fast 7‘000 Toten eingeweiht. Dabei ist auch Präsident Abraham Lincoln.
Abraham Lincoln während der Einweihung des Friedhofs von Gettysburg am 19. November 1863. Lithographie (Foto: National Library of Congress, Washington)
Abraham Lincoln in Gettysburg am 19. November 1863 bei der Einweihung des Friedhofs. Lincoln mit Zylinder. (Foto: National Library of Congress, Washington).
Lincoln hält seine berühmte zweieinhalbminütige Gettysburg-Rede, die „Gettysburg Address“, die heute noch jedes amerikanische Schulkind auswendig lernen muss. In der Rede wird die nationale Einheit beschworen.
Abraham Lincolns "Gettysburg Address": Published by M.T. Sheahan (Foto: National Library of Congress, Washington)
Burns trauriges Ende
John L. Burns lebt nach dem Ende des Bürgerkrieges noch fast sieben Jahre. Als Präsident Lincoln nach Gettysburg kommt, um den Friedhof einzuweihen, wird Burns ihm vorgestellt.
Zwar überlebt der "Held von Gettysburg" den britsch-amerikanischen Krieg und den Sezessionskrieg. Eine Lungenentzündung überlebt er nicht. In den letzten Jahren seines Lebens ist er zunehmend verwirrt und irrt durch die Gegend. An einem Winterabend wird er unterkühlt in New York aufgefunden. Kurz darauf stirbt er.
General Robert E. Lee, der die Truppen der Südstaaten bei Gettysburg kommandierte, setzt sich nach dem verlorenen Krieg für eine Versöhnung zwischen Norden und Süden ein. 1975 wird der von Präsident Gerald Ford postum begnadigt.
Karte: stepmap.de/Journal21
Im amerikanischen Bürgerkrieg fanden rund 80 Einzelschlachten statt. Hier einige der entscheidenden Gefechte.
12. April 1861: Beginn des Bürgerkrieges mit einem Angriff der südlichen Truppen auf die Festung Fort Sumter: Sieg der konföderierten, südlichen Truppen.
17. September 1862: Schlacht am Antietam (Sharpsburg) in Maryland. Überlegenheit der Truppen der Nordstaaten.
11. Dezember 1862: Schlacht von Fredericksburg (Virginia). Sieg der südlichen Truppen. Damit wird der Vorstoss der nördlichen Verbände auf Richmond, die Hauptstadt der zusammengeschlossenen Südstaaten, gestoppt.
19. Mai – 4. Juli 1863: Beginn der Schlacht von Vicksburg, Mississippi. Sie gilt – neben der Schlacht von Gettysburg – als eine entscheidende Schlacht im Bürgerkrieg.
1. – 3. Juli 1863: Gettysburg. Sieg der nördlichen Unionstruppen.
23. – 25. November 1863: Schlacht von Chattanooga. Sieg der nördlichen Unionstruppen unter Generalleutnant Ulysses Grant.
9. Juni 1864 – 25. März 1965: Neunmonatiger Grabenkrieg bei Petersburg (Virginia) Die südliche Armee muss weichen.
29. März 1965 bis 9. April 1965: Appomattox-Feldzug. Kapitulation der Südstaaten-Armee. Faktisches Ende des Bürgerkrieges.
23. Juni 1865: Die letzten konföderierten Truppen kapitulieren in Texas.

 

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