Montag, 27. Dezember 2010
Montag, 20. Dezember 2010
Die Wasserstoffbombe eröffnet Perspektiven (Aussichten) dunkelster Art.
Ich fasse zusammen:
1. Die Uranbombe (= U=Bombe, von Zeichen U des chemischen Elementes Uran hergeleitet). Sie wurde als erste Atombombe von Amerika mit ungeheurem Aufwand an Studium entwicklungstechnischer und produktiver Arbeit sowie an Kapital im 6. Jahr des letzten Weltkrieges, im Sommer 1945, fertiggestellt. Nachdem die erste Versuchsbombe im abgelegenen gebiet von Neu-Mexiko im Juli 1945 geplatzt war, hat eine weitere Bombe bekanntlich am 6. August 1945 die japanische Stadt Hiroshima zerstört. Dabei wurden plötzlich etwa 80 000 Menschen getötet und mindestens 40 000 verwundet bzw. radioaktiv verseucht. Die U=Bombe beruht auf einer sogenannten Kettenreaktion. Das ist ein explosionsartig verlaufende Spaltung von Atomkernen, hier des Uran-Isotops U 235. Uran ist das schwerste der in der Natur vorkommenden 92 chemischen Elemente. Es hat die Ordnungszahl Z = 92, weil um einen Kern mit 92 Protonen und einer Anzahl daran angelagerter Neutronen 92 Elektronen kreisen. Ein Isotop ist eine Abart eines chemischen Elementes mit mehr oder weniger Neutronen im Kern als normal. Bei der Kernspaltung der U=Bombe wird nun ein Teil, etwa 1/2000, der ungeheuren in den Atomkernen Kräfte aus, die alles bisherige um das Vielmillionenfache übertreffen.
2. Die Plutonium=Bombe. Es folgte alsbald die Plutonium=Bombe. Wir nennen sie Pu=Bombe, entsprechend dem chemischen Zeichen Pu für Plutonium. Schon die zweite Atom=Bombe, die zwei Tage Später, am 8. August 1945, explodierte, war eine Pu=Bombe. Durch sie wurde die japanische Hafen – stadt Nagasaki in ähnlicher Weise zerstört wie Hiroschima. So wurde Japan vollends niedergezwungen und das Ende des zweiten Weltkriegs eingeleitet. Plutonium ist ein Transuran. So nennt man jene Elemente, die in de Natur nicht vorkommen, sondern künstlich erzeugt werden. Ihre Ordnungszahlen Z liegen über 92, weil sie mehr als 92 Protonen im Atomkern und Elektronen in der Hülle aufweisen. Plutonium mit Z = 94 kann in Reaktoren verhältnismassig leicht gewonnen werden. Reaktoren, anfänglich „Atommaschinen“ genannt, sind ruhende Apparate, durch welche Energie aus den Atomkernen heraus gewonnen wird. Dies geschieht durch gesteuerte Kernspaltung bzw. Kernumwandlung. Das Gegenstück dazu sind die „Atombeschiessungsmaschinen“ (Cyklotron, Betatron usw.), welche mehr der wissenschaftlichen Forschung dienen.
3. Die Wasserstoffbombe (H=Bombe). Damit noch nicht zufrieden, forschte man weiter unter den sechs bisher bekannten Transuranen (Z = 93 bis 98), und als dies vergeblich war, ging man bis zur Sonne. Dort hatte man entdeckt, dass die uns zugestrahlte Riesen=Energie im Sonnenzentrum aus dem leichtesten aller Elemente, dem Wasserstoff, entsteht, und zwar durch Umwandlung in Helium, das zweitleichteste Element. Dies geschieht nun nicht durch Spaltung, sondern im Gegenteil durch Zusammensetzung von Atomkernen. Es ging also von einem Extrem ins andere: vom schwersten zum leichtesten Element und von der Spaltung der Atomkerne zur Vereinigung derselben, zur Kernsynthese. Trotz ungeheuren Schwierigkeiten gelang es, eine noch vielfach schrecklichere Bombe, eben die H=Bombe, zu verwirklichen. Zunächst schien die Übertragung von solaren (sonnenhaften) Vorgängen auf irdische Verhältnisse unmöglich. Die Umwandlung von Wasserstoff in Helium im Sonneninneren erfolgt nämlich bei riesiger Temperatur und gewaltigem Druck. Im Sonnenkern herscht eine Temperatur von 19 Millionen Grad Celsius und ein Druck von ca. 120 Milliarden Atmosphären. Für derartige Verhältnisse sind natürlich die uns zugänglichen Materialien und Methoden bei weitem unzureichend; liegt doch die höchste erreichbare Temperatur der heutigen Technik bei etwa 5000 Grad Celsius. –
Man baute daher ein U=Bombe in die H=Bombe hinein und zündete sie wie erwähnt. Durch die so entstehende Temperatur von 11 Millionen Grad Celsius wurde dann die Explosion der H=Bombe ausgelöst. Die erwähnte Umwandlung von Wasserstoff in Helium in der Sonne erfolgt auf komplizierte Weise über Kohlenstoff. Es zeigte sich aber, dass eine analog Umwandlung in der H=Bombe durch Anhäufung geeigneter Elemente bzw. Isotopen direkt möglich ist. Dabei werden urplötzlich ungeheure Energiemengen frei, die eine bisher ungekannte und ungeahnte Zerstörungspotenz darstellen. –
4. Die Kobalt=Bombe. Und nun tritt eine weitere, noch schlimme Atombombe in Sicht: die Kobalt=Bombe. Sie heisst Co=Bombe; Co=Kobalt. Dabei handelt es sich eigentlich weniger um eine neue Atombombe, als um eine neue Umhüllung der H=Bombe. Man müsste daher diese Bombe genauer als Wasserstoff=Kobalt=Bombe bezeichnen. Kobalt ist ein dem Nickel ähnliches Metall. Es weist aber einzigartige Eigenschaften auf. So wird es durch geeignete Bestrahlung in hohem Masse radioaktiv. Radioaktivität ist die Eigenschaft eines Stoffes, durch Zerfall seiner Atomkerne dauernd Energie in Form von „Strahlen“ auszusenden. Diese Strahlen sind in Wirklichkeit meist Atomteile, also fliegende Stoffteilchen. Sie durchdringen die Materie weitgehend und versuchen bei entsprechender Dichte auch den menschlichen Körper aufs schlimmste, unheilbar, tödlich. Sie durchsetzen dabei alle Körperteile und lösen in den Organen derselben sowie im Nervensystem Funktionsstörungen aus, die Qual und Tod verursachen. Das trifft in entsprechendem Masse auch für die anderen Atombomben zu. Wo immer dann solcher „Todesstaub“ aus der verpesteten Stratosphäre sich niederlässt, wird Leben qualvoll zerstört, so dass der Absender einer Co=Bombe selbst aufs schwerste mitgefährdet wäre. Wohl nur aus diesem Grunde ist die Co=Bombe noch nicht probiert worden – aus Angst um das eigene Land und Leben.
5. Der Vollständigkeit wegen müssen noch die schlimmsten aller Bomben wenigstens gestreift werden: die Bakterien = und die Giftbomben. Sie bestanden zum Teil schon im letzen Welt-Krieg, kamen aber wohl aus dem erwähnten Grunde der Selbstgefährdung nicht zur Anwendung.
…Und was dann?
Die Wasserstoffbombe eröffnet Perspektiven (Aussichten) dunkelster Art.
Ihre Auswirkungen sind entsetzlich, unübersehbar.
Mag man über moderne Sensationen wie fliegende Teller, Erdsatelliten, Weltraumflüge mit Zwischenlandung usw. denken, wie man will, mag man sie ins Gebiet einer kühnen oder kranken Phantasie verweisen – die Wasserstoffbombe und was dahinter steht, ist real und bitter ernst zu nehmen.
Zwei Arten von Grossvernichtung laufen hier parallel: Wir sprechen von der mechanischen und der biologischen Zerstörungspotenz der H=Bombe.
1. Die mechanische Zerstörung
2. Die biologische Auswirkung
3. Auch geographisch
4. Wohin steuert die Menschheit?
5. Was lehrt uns die H=Bombe?
6. Hintergründe und Ausblicke?
7. Wo ist wirksamer Schutz?
P. S. 1968
Samstag, 18. Dezember 2010
DER MITHRASKULT - MITHRAISMUS - O.G. Von Wesendonk
DER MITRASKULT
Keiner von Euch höre auf die Sprüche und Lehren der Anhänger der Lüge.
Keiner von Euch höre auf die Sprüche und Lehren der Anhänger der Lüge.
Yasna 31.18.
Es ist bei der Entwicklung, die sich in Kleinasien abgespielt hat, nicht erstaunlich, dass Kilikien und Phrygien als die Landschaften gelten, von denen aus der Mithraskult nach Rom drang.
Der arische Mithra- ist allmählich zum Mittelpunkt eines besonderen Glaubens geworden, der seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert im römischen Kaiserreich, namentlich im Heer, die weiteste Verbreitung fand.
Mithras war allerdings ein persischer Gott, und manche Züge haben auch im Mithraismus die alten iranischen Anschauungen bewahrt.
In diesem Mysterienglauben ist Mithras der Demiurg, der aus dem von ihm eingefangenen und getöteten Urstier die Welt schafft.
Die Taurobolien, eine Art von Corrida, stellten ursprünglich das Einfangen eines Stieres zu Ehren des Mithras dar und werden erst im Laufe der Zeit in ein Opfer abgeschwächt, das dann wieder den Gebräuchen bei anderen Götterkulten angeglichen wurde.
Über Mithras steht der oberste Gott Kronos, der Ahura- Mazda- entspricht oder dem an dessen Stelle gesetzten Zrvan-, der Zeit.
Mithras ist aber zugleich der Erlöser, der den Kampf mit den Mächten des Bösen am Ende der Welt durchficht, mit der sich die Auferstehung der Leiber verbindet.
Entsprechend seiner Rolle als Totenrichter im späteren Mazdaimsmus geleitet Mithras die Seelen zu der Sphäre des ewigen Lichtes.
Die Sonne, die Cautes und Cautopates gleichzeitig als aufsteigendes und untergehendes Gestirn wiedergegeben wird, wird selbständig neben Mithras genannt, doch dürfte die Geheimlehre Sol, Cautes und Cautopates lediglich als Erscheinungsformen des Mithras betrachtet haben.
Der Mithrasglauben ist durch ein ausgesprochen männliches Bestandteil dieses Kultes zurückgeführt werden darf. Denn die Parteinahme für das Lichte und Gute setzt ebenfalls die seelische Reinheit des Adepten voraus.
Vorschriften darüber bestanden im Mithraismus, der in echt iranischen Weise die Achtung vor der Obrigkeit verlangte und daher den römischen Kaisern durchaus genehm war.
Zu diesem iranischen Kern kamen aber mache Zutaten aus dem chaldäischen und phrygisch-kleinasiatischen Geistesgebiet.
Dazu gehört in erster Linie das Verhältnis des Mithraskults zu astrologischen Vorstellungen, vieles aus der Legende des Gottes, wie die Geburt aus dem Felsen, dann aber die Lehre vom körperlichen Gefängnis der Seele und ihrem Aufstieg zum Paradies.
von O.G. Von Wesendon 1933
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DER MITHRASKULT
Dienstag, 14. Dezember 2010
MEDERREICH - Die Quellen - O.G. Von Wesendonk
Der medische Grosstaat stellt die erste greifbare politische Zusammenfassung iranischer und nichtiranischer Gebilde unter der Leitung der medischen Könige dar. Diesem Reich, das vom Osten und Südwesten Irans über Assyrien und das nachmalige Armenien bis zum Halys in Kleinasien sich erstreckt, ist für die Verbreitung iranischer Kultur wie für die Befruchtung der iranischen Wesens mit fremden Gute erhebliche Bedeutung beizumessen.
Das Mederreich stand unter Grosskönigen von denen Unterkönige und Stammesführer abhängig waren. Der für die Iraner kennzeichnende Feudal-aristokratische Aufbau des Gesellschafsgebäudes ist auch bei den Medern zu finden.
Bei den Medern werden die Magier als ein Stamm genannt, aber ob sie das auch wirklich waren und nicht etwa nur den fremden Berichterstatten als solcher vorkamen, bleibt fraglich. Die Magier, die in der Geschichte der Iraner eine so wesentliche Stelle einnehmen, werden im Avesta nur einmal ganz beiläufig angeführt. Diese Tatsache hängt damit zusammen, dass die Magier dem Westen angehören, während die jungavestischen Texte im östlichen Iran entstanden sind. Denn wenn auch Zarathustra einem im Nordosten oder Osten Irans hausenden medischen Stamm entsprossen sein kann, so hat sich im Verlaufe der Zeit der Schwerpunkt der medischen Entwicklung durchhaus nach dem Westen verschoben.
Aus dem Herodot geht jedenfalls hervor, dass die Magier am Hofe der Mederkönige einen bedeutsamen Rang einnahmen und dass sie, wenigstens teilweise, sich der Kunst der Traumdeutung befleissigten.
Die Meder und andere iranische Stämme stehen in enger Berührung mit den Nationen, die zum Machtbereich der Halder und Assyrer zählen. Die iranische Beziehung für Gottbaga wird in Verbindung mit der kleinasiatischen Gottheit Tesub wie wahrscheinlich mit der auf haldischem Gebiet belegten Göttin Västi verwendet.
Da die Perser einen der babylonischen Zeitrechnung angepassten Kalender besassen, ist es durchaus denkbar, dass die avestischen Monatsbezeichnungen von den medischen Magiern ausgehen. An deren Festsetzung in Armenien und Kappadokien knüpfte dann das Perserreich in seiner religiösen Politik in Kleinasien an, ebenso wie es die alte Strasse, die unter den Medern von Sardes, der lydischen Hauptstadt, nach Ekbatana führte, später nach Susa leitete.
Neben den iranischen Elementen, wie sie in vielen Anschauungen des jüngeren Avesta in Erscheinung treten, sind wahrscheinlich durch die Magier die Überlieferungen der assyrischen, haldischen und kleinasiatischen Welt zu den Medern gedrungen, die sich in den alten Kulturländern des Vorderen Orients rasch heimisch fühlten. So ist die medische Epoche, in der sich die Zusammenfassung der Iraner zu einem grossen polischen Machtgebilde und ihr Eindringen in die Umwelt anbahnt, für die Entwicklung des iranischen Wesens von ganz ausschlaggebender Bedeutung geworden. Positiv ist man über die medischen Zustände allerdings recht wenig unterrichtet.
von O.G. Von Wesendonk 1933
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Die Quellen
Freitag, 10. Dezember 2010
SPRACHLICHES - O.G. Von Wesendonk
Die vorhandenen Zeugnisse für die altiranische Weltanschauung verteilen sich auf zwei sprachliche Perioden, die altiranische und die mitteliranische, während das Neupersische erst der Zeit angehört, wo der Islam bereits in Iran Fuss gefasst hatte.
Beim Altiranischen bildet das Medische eine unbekannte Grösse, mit der sich die luftigsten Philologischen Theorien aufbauen lassen. Greifbares ist jedoch nicht vorhanden.
Dem Südwestiranischen gehört das Altpersische an, das eine Hof -und Staatssprache war, von der der gesprochene Dialekt der Persis erheblich abwich. Vom Skythischen haben sich nur einige Glossen und Namen erhalten.
Die in zwei Formen überlieferte avestische Sprache ist zum Ostiranischen zu stellen, obwohl man das Avestische neuerdings mit dem nordwestlichen Iranisch hat verknüpfen wollen. Die ältesten Abschnitte des Avesta, die Gäthä, der Yasna haptanhäti -und einige Gebetsformeln sind in dem altertümlicheren Gäthisch abgefasst, während die anderen Texte in der jungavestischen Gestalt des Avestischen vorliegen.
Bereits in der späteren Achämenidenepoche macht sich das Mitteliranische, das Pahlavi, bemerkbar.
Es ist von F. C. Andreas in zwei Hauptgestalten erkannt worden, dem nordwestlichen Pahlavik und dem südwestlichen Pärsik. Ist das Pahlavik die Reichssprache der Araskiden, so wird das Pärsik von der Dynastie des Sasan hochgebracht als die Mundart der Landschaft Pars.
Im Mitteliranischen sind auch eine Anzahl wichtiger Schriftdenkmäler abgefasst. Die in diesen verwendete Sprachform bezeichnet man im Gegensatz zu den Zeugnissen auf Denkmälern, Siegelsteinen und Münzen als Buchpahlavi.
Zur sakischen Gruppe rechnet das Soghdische, das in Mittelasien einmal die Rolle einer Verkehrssprachen ausgeübt hat.
von O.G. Von Wesendonk 1933
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SPRACHLICHES
Donnerstag, 9. Dezember 2010
Donnerstag, 2. Dezember 2010
Die Forschung zwischen Wissen und gewissen
Wenige Tage nach Roosevelts Rede vor den amerikanischen Wissenschaftlern, durch die er sich von der Verantwortung freigesprochen fühlte, trat Edward Teller dem „Uranprojekte“ bei. Er sollte später zum „Vater der Wasserstoffbombe“ werden.
Mit der Beantwortung dieser Frage hätte sich der reine Forscher eigentlich begnügen können. Aber dies alles geschah in der Welt von 1939, in der schwülen Atmosphäre vor dem ausbrechenden Weltgewitter.
Und die grundlegende Entdeckung wurde ausgerechnet im Reiche jenes diabolischen Fanatikers gemacht, über dessen Ziele und Methoden der Welt die Augen allmählich aufgegangen waren. Ein Glück, dass sich unter den aus dem Dritten Reich Vertriebenen gerade auch viele der nahmhaftesten Atomphysiker befanden: Albert Einstein, James Franck, Edward Teller, Max Born; und aus dem mit Deutschland verbündeten Italien war eben der geniale Enrico Fermi nach Amerika ausgewandert.
Den politisch und militärisch grösstenteils vollkommen unerfahrenen Atomphysikern war es sofort klar, dass eine Macht, die allein im Besitze von Atombomben wäre, mit Leichtigkeit die ganze übrige Welt unterwerfen und tyrannisieren könnte. Und unter der Last der grauenhaften Vorstellung eines atombombenbewehrten Hitler, die zu jener Zeit kein Politiker und kein General sich auszumalen in der Lage war, fühlten sich die amerikanischen Physiker verpflichtet, ihre Regierung auf diese wahrhaft höllische Möglichkeit aufmerksam zu machen.
Der Mann, dessen gewissen sich am frühesten regte und der als erster etwas unternahm, war der damals 45jährige Amerika-Ungaro Leo Szilard.
Am gleichen Tage meldeten die Zeitungen Hitlers Einzug in den Haradschin in Prag. Für die Atomphysiker bedeutete dies vor allem, dass Deutschland damit in den Besitz des ergiebigsten europäischen Uranvorkommens gelangte. Wenig später schien die Nachricht, dass die Ausfuhr von Uranerz aus dem Protektorat Böhmen und Mähren gesperrt worden sei, die Befürchtungen der amerikanischen Physiker zu bestätigen, dass die Deutschen bereits an der Herstellung einer Atombombe arbeiten. Sie ahnten nicht, dass dies eine rein wirtschaftliche Massnahme war im Zuge vieler anderer, und dass das deutsche „Uranprojekt“ noch gar nicht in Gang gesetzt war. Dieses wurde erst vier Monate später, kurz nach Kriegsausbruch, ins Leben gerufen.
Zu dieser Zeit, im Herbst 1939, unternahm Leo Szilard einen neuen Versuch, die amerikanische Regierung auf die Möglichkeit, der Atombombe und auf die tödliche Gefahr, die Amerika im Falle eines deutschen Vorsprungs auf diesem Gebiet drohe, aufmerksam zu machen.
Fast genau ein Jahr später, am 2. Dezember 1942, war das erste grosse Ziel erreicht: in einem aus 42 Tonnen Uran und 350 Tonnen reinstem Graphit aufgeschichteten „Atommeiler“ wurde in Chicago unter der Leitung von Enrico Femi, der nach der Kriegserklärung der Achsenmächte an Amerika als „feindlicher Ausländer“ galt, die erste sich selbst erhaltende atomare Kettenreaktion ausgelöst. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des Atomzeitalters.
Gerhart Wagner: geboren am 1920 in Bern. Studium in Naturwissenschaften (Zoologie, Botanik, Physik) in Bern und Genf.
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2. Dezember 1942
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