Es ziemt sich nicht an jedes Tor zu schlagen
und Gut und Böse musst du ruhig tragen
Das Schicksal warf am Himmelsbrett die Würfel
Getraust du dich, das hohe Spiel zu Wagen?
Das hohe Spiel wagen
Lieber Khayyam, -
Über Dein Gedicht habe ich immer wieder nachgedacht. Ich denke das Wagen hat etwas mit wägen, abwägen zu tun. Und beim hohen Spiel stehen offenbar zentrale, lebenswichtige und auch schicksalhafte Dinge zur Wahl an. Natürlich habe ich mich selbst gefragt, wie halte ich es damit. Wage ich das Spiel? - Für Momente dachte ich, eigentlich spielt es in mir von selbst. Ich wage dann die Selektion, die Auswahl. Dann habe ich einige Erlebnisse überdacht und kam eher zur Meinung, dass ich mich sehr oft in der Weise in etwas einlasse, indem ich mich forttragen lasse, bis ich stoppe, oder auch nicht. Meine frühen beziehungen waren immer irgendwie grenzenlos und ich brannte dabei aus. Später suchte ich viel bewusster nach mir gemässen Grenzen. Und ich bemerkte, dass, in dem ich mir Grenzen setzte, sich ungeahnte Möglichkeiten des Denkens, Fühlens und Handelns öffneten. - Ich denke, dass ich mit der Heirat mich genau in diesem Rahmen bewegte. Der Rahmen war ziemlich eng und ziemlich überschaubar. Er blieb immer eine gute Grundlage, das materielle Leben stabil zu halten. Er hat die mentalen Seiten des Lebens zwar oft erschwert, aber nicht eigentlich gebunden, oder gar vernichtet. Dies erforderte schon immer wieder auch Verzichtleistungen auf Dinge der Kultur, die zu pflegen, kaum möglich waren. Da liegen Welten zwischen uns und Versuche zum Brückenschlag, sind immer wieder misslungen. So habe ich in mittleren Jahren eine Kultur der fantasierten Reisen, mit fantasierten Partnern, oder eigentlich eher noch, Partnerinnen entwickelt, wobei ich oft die in der Fantasie überhöhten Vorbilder meiner frühen erlebnisse wieder belebte. Richtig befriedigend und auch befreiend erlebte ich diesen Reifungsprozess aber erst, als es mir gelang, die fantasierten Freunden, durch richtige Menschen zu ersetzen. Das waren zwar keine Bettgeschichten, die mir ohnehin nur bei grosser Liebe gefallen. Aber es waren doch immer wieder schöne, gute Exkurse, die dem Gewöhnlichen, Alltäglichen den Glanz der Reife des Herbstes leihen und zum Verweilen einladen.
Lieber Khayyam, ich klopfe gerne an das Tor und hoffe, dass ich für eine kurze Wegstrecke noch, einige kleine Schönheiten schenken kann. Und in diesem Sinn, wage ich das hohe Spiel!
fks
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