Turm von Babel |
So stellten sich die Babylonier die Welt vor, im Mittelpunkt der obere und der untere Teil der Erde. |
Solche Tonfiguren wurden zu Tausenden aus der Form gefertigt und meist anlässlich Feste an die Bevölkerung verkauft. |
Auch diese Tonschale diente einst der Beschwörung, denn sie trägt auf der Innenfläche aramäische Zaubertexte. Durchmesser 18,2 cm |
Alabasterfigur einer nackten liegenden Frau. Um 200 v. u. Z. Länge 19 cm |
Auch diese Mauerbrecher wurden häufig zur Erstürmung belagerter Städte eingesetzt. |
Tanz und Spiel gehörten zu den beliebtesten Vergnügungen. Während die Frau die Leier spielt, schlägt der tanzende Mann das tamburin. |
Elfenbeinköpfchen mit dem Konterfei einer babylonischen Frau 4./5. Jahrhundert v.u. Z. |
Eine wichtige Beschäftigung der Hausfrau war das Spinnen, das auf einer Reliefplatte aus Susa abgebildet ist. |
Zu Bestattungszwecken diente der glasierte Pantoffelsarkopbag. Länge 1.91 m |
In der Bergkristallplatte dürfen wir vielleicht ein babylonisches Brettspiel wiedererkennen. 1 Jahrtausend v.u. Z. Höhe 14.6 cm |
Der Ausgräber Babylon: Robert Koldewey |
Babylon stand allerdings zur Zeit seines Besuches – etwa zwischen 470 und 460 v. u. Z. – nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Macht, und viele Sehenswürdigkeiten waren baufällig geworden oder verschwunden. Trotzdem betrachtete er Babylon „nicht nur als eine so grosse, sondern auch eine so prächtige Stadt, wie keine andere der ihm bekannten Städte“.
Mit dem Niedergang der Macht und Bedeutung Babylons werden auch die schriftlichen Erwähnungen seines Namens seltener.
Durch den Italiener Pietro della Valle kamen 1616 die ersten schriftlichen Zeugnisse der alten babylonischen Kultur nach Europa. In den folgenden Jahren veränderte sich die politische Situation. Die Ausbreitung des europäischen Handels brachte die Vorderen Orient in starke Abhängigkeit vom europäischen und amerikanischen Kapital. Viele Europäer kamen in politischer oder ökonomischer Mission, und hielten sich für längere Zeit dort auf. In rascher Folge wurde eine Reihe von umfangreichen Königspalästen ausgegraben, die Hunderte von skulptierten Alabasterreliefs und grosse Plastiken enthielten. Als einer der erfolgreichsten Ausgräber galt der Engländer Austen Henry Layard, der zunächst in Kalchu, dem heutigen Nimrud. Noch weitreichendere Bedeutung erlangte seine Entdeckung der etwa 25000 Tontafeln und Fragment aus der Bibliothek des Königs Assurbanipal aus dem 7. Jahrhundert v. u. Z..., die nach der Entzifferung der Keilschrift tiefe Einblicke in Geschichte und Wesen der alten Kulturen gestattete.
Auf einer Erkundungsreise besuchten Deutsche Robert Koldewey und Eduard Sachau 1896/1897 Hügel von Babylon.
Robert Koldewey war Architekt und brachte bereits einige Grabungserfahrung mit nach Babylon. Die Ausgrabungen setzten im Hügel Kasr ein, der Teile der Befestigungsanlage sowie die Paläste Nebukadnezars (Nord- und Südburg) birgt. Koldewey schrieb am 1. April 1899 darüber an seinen Freund Puchstein: „Ich grabe seit 14 Tagen, und die ganze Sache ist vollständig gelungen. Das Kasr besteht aus 2 Peribolen, davon ist das nördliche geschmückt mit den Reliefs. Ich bearbeite dieses jetzt zuerst. Es hat eine Ringmauer von riesigen Dimensionen. Die Mauer besteht aus einer äusseren Schale von gebrannten Ziegeln in Asphalt und dahinter einer Füllung aus Flusssand… Die äussere Ziegelschale ist etwa 7 Meter dick, der Sandkern bis jetzt etwa 9 Meter! Die Befestigung war also über 16 Meter dick – so etwas habe ich bisher noch nicht ausgegraben!“
Babylon setzte seinen Ausgräbern viele Schwierigkeiten entgegen, die in anderen Ruinenhügeln nicht auftraten. Robert Koldewey schildert sie anschaulich: „Während in vielen antiken Ruinen-Orten die Schuttmassen nicht mehr als 2 bis 3 oder 6 Meter hoch auf den Rundschichten ruhen, sind hier oft 12 oder 24 Meter zu bewältigen, und die ungeheuren Ausdehnungen des einst bewohnten Gebietes entsprechen diesem Grundmassstab der Ruinen vollkommen.“
Die vielen Mühen wurden durch die Entdeckung bedeutender Baudenkmäler belohnt. In den Museen der ganzen Welt finden sich Zeugnisse der altorientalischen Kultur.
Der Hauptanteil an der Wiederbelebung der altorientalischen Kulturen kommt jedoch den Hunderttausenden von Inschriften auf Ton, Stein und Metall zu, die überall im Land bei den Ausgrabungen gefunden wurden. Die hierbei verwendete Schrift wurde wegen ihrer „keil“- oder „nagel“ förmigen Zeichen „Keilschrift“ genannt. Die Geschichte ihrer Entzifferung gehört zu den grossen Leistungen menschlichen Forschergeistes.
Grotefends Entzifferung beruht auf einer dreisprachigen, in Keilschrift abgefassten Inschrift aus der persischen Metropole Persepolis, die die Genealogie eines persischen Königs enthält. Die drei dort verwendeten Schriften und Sprachen sind das Altpersische, das Neuelamischen und das Babylonische. Unter diesen war das Altpersischen als erster Ansatzpunkt am geeignetsten, da es nur 39 Zeichen besitzt. Aus den Berichten der Antike bekannte Titulatur des persischen Königs Dareios in die Inschrift ein. Als Sprache legte er das Altpersische, das aus dem Awesta, der heiligen Textsammlung des alten Iran, bekannt war, zugrunde. Er konnte auf diese Weise die Werte von 11 Zeichen richtig bestimmen, die die Basis für die weitere Entzifferung bildeten. Die von Grotefend benutzte Inschrift lässt sich nach unseren heutigen Kenntnissen wie folgt übersetzen: „Dareios, der grosse König, der König der Könige, der König der Länder, des Hystaspes Sohn, der Achämenide, de diesen Palast gebaut hat.“
Unabhängig von Grotefend und mit weitaus grösserem Inschriftenmaterial gelang dem englischen Offizier Henry Rawlinson 1846 noch einmal die Entzifferung der altpersischen Schrift. Er konnte sich dabei auf die von ihm entdeckte umfangreiche Siegesinschrift des Dareios am Felsen von Bhistun stützen. So konnte schliesslich die altpersische Schrift als Grundlage für die Entschlüsselung der babylonischen verwendet werden. Die zunehmende Zahl der in Babylonien und Assyrien gefundenen Schriftdenkmäler ermöglichte schliesslich die Entzifferung. Daran waren in internationaler Zusammenarbeit viele Gelehrte beteiligt. So konnte z.B. der Däne Edward Hincks die wichtige Tatsache feststellen, dass es sich bei der Babylonischen Keilschrift um eine Silben- und keine Buchstabenschrift handelt und dass zum Kennzeichnen bestimmter Worte sogenannte Deutzeichen oder Determinative verwendet werden. So war es möglich, durch Übereinstimmungen mit der hebräischen und arabischen Sprache viele babylonische Wörter und ihre Bedeutung zu erkennen.
Evelin Klengel-Brandt
Reise in das alte Babylon 1970
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