Mittwoch, 29. August 2012

"die Mundart ist nicht leistungsfähig"

Meine Argument 
"die Mundart ist nicht leistungsfähig"

Sie genügt nur für den familiären und den Alltagsbereich. Für geistig und kulturell anspruchsvollere Bereiche brauchen wir die differenziertere Hochsprache, für die Wissenschaft die Fachsprache, deren Fachausdrücke - um sie präziser zu halten und Verwechslungen mit Alltagsbegriffen zu vermeiden vorzugsweise nicht-deutsch sind: traditionsgemäss, griechische und lateinischen, äußerlich eingedeutschte Formen, heute mehr und mehr englische nicht - oder kaum  eingedeutschten Formen.
Die Sprache ist das, was man aus ihr macht. Sie besteht und wächst nicht aus ihr selbst, ist nie eine feste Grösse, sondern wird von jeder menschlichen Gemeinschaft, ja jedem Individuum in Lebensvollzögen übernommen, neu gefüllt, gewandelt, bereichert und differenziert. So soll es in den Südsee-Sprachen etliche hundert verschiedene Bezeichnungen für Farbtöne von grün und blau geben, bei Wüstenbewohnern unendliche Variationen von Gelbtönen. Die Eskimos kennen - besitzen eine erstaunliche Anzahl von Ausdrucken für Schnee und Eis, während die Hunsa, ein Hirtenvolk, zwei Dutzend verschieden Bezeichnungen für Schafe und Ziegen haben.
Es ist nicht die Sprache, die diesen Reichtum an Ausdrücksmöglichkeiten aus ihrer Beschaffenheit heraus zur Verfügung stellt, sondern den Reichtum der Lebenserfahrungen schaffen in der gegebenen Sprache ihre Formen.
Die Gründe, warum Schweizer-Mundart nicht weiter Bereichen können, indem sie zum Träger aller neuen Lebensinhalte machen, sind teils technischer, teils Psychologischer Natur: Die Ausdrücke sind in anderen Sprachen bereits vorhanden. Sie nehmen neue Inhalte im fremden Gewande auf, nämlich in der hochsprachlichen Lektüre und oft in englischer Fachliteratur. 
Es ist aus arbeitstechnischen, Gründen gegeben, diese Formen auch im Schweizerdeutschen beizubehalten. Eine " Einschweizerung" wird mit anstrengender sprachlicher Bemühung, einer zusätzlichen Arbeitsleistung verbunden. Sie vermeiden diese Anstrengung aber nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern ebenso und vielleicht noch mehr aus psychologischen Gründen. Sie ziehen das fremde Wort dem eigenen Ausdruck vor. Das "Andere" übt eine magische Anziehung auf Sie  aus. 

 

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