Ein italienischer Politologe hat bei eBay einen sensationellen Fund gemacht.
„Ich war in Baltimore in den USA“, erzählt Alessandro Campi.
„Ich surfte durch die eBay-Angebote und plötzlich stockte mir der Atem“.
Im Angebot stand ein leicht beschädigtes Ölbild. Alessandro Campi ist nicht nur Professor in der umbrischen Hauptstadt Perugia, er ist auch Sammler alter Bilder. Er versteht etwas von der Sache.
„Ist das nicht…?“ fragt sich Campi. Zwar ist das Ölbild leicht beschädigt und Gewissheit besteht nicht. Doch der Mann, der hier abgebildet ist, könnte einer der grössten Staatsphilosophen aller Zeiten sein.
Bisher waren nur fünf Porträts des Florentiners Niccolò Machiavelli bekannt. Ist das nun das sechste? Alle bisherigen Bilder des Philosophen, Politikers und Diplomaten zeigen ihn mit wenig freundlichem Blick. Das hat seinen Grund. Das jetzt entdeckte Ölgemälde ist ganz anders.
Wichtig ist nur, ob man Erfolg hat oder scheitert
Machiavelli (3. Mai 1469 – 21. Juni 1527) hatte mit seinem Hauptwerk « Il Principe » (« Der Fürst ») einen Schock ausgelöst. Darin propagiert er eine rücksichtslose Machtpolitik. Moral und Ethik spielen keine Rolle. Der Zweck heiligt alle Mittel, auch gewaltsame. In „Principe“ heisst es: Der perfekte Fürst muss zwar so tun, als würde er nach moralischen Grundsätzen handeln, aber er darf im Interesse der Staatsräson nicht vor Gewalt und Terror zurückschrecken. Und: Wichtig ist nicht, ob ein Herrscher gut oder böse ist, wichtig ist nur, ob er Erfolg hat oder scheitert.
Doch die neue Forschung sieht Machiavelli längst differenzierter denn als Propagandisten für pure Machtpolitik. Er befürwortet nicht die Gewalt und die Abwesenheit jeder Ethik: er beschreibt nur den damaligen (und heutigen?) Ist-Zustand.
Dieser Machiavelli soll nun auf Campis Bildschirm zu sehen sein? Wenn ja, wäre es eine Sensation. Vor allem auch, weil das neu aufgetauchte Bild einen andern Machiavelli zeigt. Seit Jahrhunderten beschäftigt sich die Machiavelli-Forschung mit dem wirklichen Aussehen des grossen Meisters.
Professor Campi nahm Kontakt mit dem Anbieter auf und stiess auf einen Kunstsammler in Jacksonville in Florida. Am oberen rechten Rand des Bildes steht mit Kreide geschrieben: „Niccolò Machiavelli“. Dies bestärkte Campi in seiner Annahme, das Bild sei echt.
Das berühmteste der bisher bekannten fünf Bilder des Philosophen
stammt von Santi di Tito (1536 – 1603). Es hängt in den Florentiner
Uffizien (Bild links). Ein weiteres wichtiges Porträt stammt von
Cristifano dell’Altissimo (1525 – 1605); ausgestellt in der Galleria
Doria Pamphilj am Römer Corso.
Auf allen bekannten Machiavelli-Porträts hat der Philosoph laut dem Kunsthistoriker Claudio Strinati einen „fliehenden, stechenden, fast diabolischen Blick“. All diese Bilder wurden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gemalt, also nachdem Machivallis Werke 1559 verboten und auf den Index gesetzt wurden. Die Porträtmaler wollten also offenbar keinen „freundlichen, einnehmenden Machiavelli“ zeigen. In der Republik Florenz wäre das unpassend gewesen, deshalb wohl der „stechende, diabolische Blick“.
Der jetzt entdeckte, sechste Machiavelli aber wurde wahrscheinlich früher gemalt, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist also das früheste Porträt des grossen Denkers. Damals war er ein noch überall geachteter Philosoph, und seine Werke machten Geschichte. Deshalb wohl auch, die „eher gutmütigen Augen“, wie der Kunsthistoriker Strinati sagt.
Über den Kaufpreis ist nichts bekannt, ebenso wenig darüber, ob das
Bild vor dem Kauf von einem Kunsthistoriker geprüft wurde. Claudio
Strinati, der Kunsthistoriker, hat das Bild geprüft und für echt
befunden. Auch Paolo Crisostomi, ein weltbekannter Restaurator, hat
keinerlei Zweifel an der Echtheit des Werks. Wie immer in solchen Fällen
beginnt jetzt eine unendliche Diskussion unter Experten.
Wer hat Bild gemalt? Auch da sind sich Strinati, Campi und Crisostomi „fast“ sicher. Autor der Porträts sei wahrscheinlich der Spanier Pedro Rubiales (1527-1600), genannt Rovialo Spagnoletto. Er war ein Schüler von Giorgio Vasari, dem Hofmaler der Medici und Biograf italienischer Künstler.
Das Bild mit dem „gütigen Machiavelli“ wird ab diesem Freitag, 31. Oktober, im Palazzo Baldeschi in Perugia ausgestellt.
Im Angebot stand ein leicht beschädigtes Ölbild. Alessandro Campi ist nicht nur Professor in der umbrischen Hauptstadt Perugia, er ist auch Sammler alter Bilder. Er versteht etwas von der Sache.
„Ist das nicht…?“ fragt sich Campi. Zwar ist das Ölbild leicht beschädigt und Gewissheit besteht nicht. Doch der Mann, der hier abgebildet ist, könnte einer der grössten Staatsphilosophen aller Zeiten sein.
Bisher waren nur fünf Porträts des Florentiners Niccolò Machiavelli bekannt. Ist das nun das sechste? Alle bisherigen Bilder des Philosophen, Politikers und Diplomaten zeigen ihn mit wenig freundlichem Blick. Das hat seinen Grund. Das jetzt entdeckte Ölgemälde ist ganz anders.
Wichtig ist nur, ob man Erfolg hat oder scheitert
Machiavelli (3. Mai 1469 – 21. Juni 1527) hatte mit seinem Hauptwerk « Il Principe » (« Der Fürst ») einen Schock ausgelöst. Darin propagiert er eine rücksichtslose Machtpolitik. Moral und Ethik spielen keine Rolle. Der Zweck heiligt alle Mittel, auch gewaltsame. In „Principe“ heisst es: Der perfekte Fürst muss zwar so tun, als würde er nach moralischen Grundsätzen handeln, aber er darf im Interesse der Staatsräson nicht vor Gewalt und Terror zurückschrecken. Und: Wichtig ist nicht, ob ein Herrscher gut oder böse ist, wichtig ist nur, ob er Erfolg hat oder scheitert.
Doch die neue Forschung sieht Machiavelli längst differenzierter denn als Propagandisten für pure Machtpolitik. Er befürwortet nicht die Gewalt und die Abwesenheit jeder Ethik: er beschreibt nur den damaligen (und heutigen?) Ist-Zustand.
Dieser Machiavelli soll nun auf Campis Bildschirm zu sehen sein? Wenn ja, wäre es eine Sensation. Vor allem auch, weil das neu aufgetauchte Bild einen andern Machiavelli zeigt. Seit Jahrhunderten beschäftigt sich die Machiavelli-Forschung mit dem wirklichen Aussehen des grossen Meisters.
Professor Campi nahm Kontakt mit dem Anbieter auf und stiess auf einen Kunstsammler in Jacksonville in Florida. Am oberen rechten Rand des Bildes steht mit Kreide geschrieben: „Niccolò Machiavelli“. Dies bestärkte Campi in seiner Annahme, das Bild sei echt.
Auf allen bekannten Machiavelli-Porträts hat der Philosoph laut dem Kunsthistoriker Claudio Strinati einen „fliehenden, stechenden, fast diabolischen Blick“. All diese Bilder wurden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gemalt, also nachdem Machivallis Werke 1559 verboten und auf den Index gesetzt wurden. Die Porträtmaler wollten also offenbar keinen „freundlichen, einnehmenden Machiavelli“ zeigen. In der Republik Florenz wäre das unpassend gewesen, deshalb wohl der „stechende, diabolische Blick“.
Der jetzt entdeckte, sechste Machiavelli aber wurde wahrscheinlich früher gemalt, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist also das früheste Porträt des grossen Denkers. Damals war er ein noch überall geachteter Philosoph, und seine Werke machten Geschichte. Deshalb wohl auch, die „eher gutmütigen Augen“, wie der Kunsthistoriker Strinati sagt.
Der auf eBay entdeckte Machiavelli
Wer hat Bild gemalt? Auch da sind sich Strinati, Campi und Crisostomi „fast“ sicher. Autor der Porträts sei wahrscheinlich der Spanier Pedro Rubiales (1527-1600), genannt Rovialo Spagnoletto. Er war ein Schüler von Giorgio Vasari, dem Hofmaler der Medici und Biograf italienischer Künstler.
Das Bild mit dem „gütigen Machiavelli“ wird ab diesem Freitag, 31. Oktober, im Palazzo Baldeschi in Perugia ausgestellt.
Kontakt
heiner.hug@gmx.net
http://www.journal21.ch/diabolischer-blick-oder-doch-nicht
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