Die ältesten datierbaren Zeugnisse des Iranischen mit
zusammenhängenden Texten stellen die Keilinschriften der Achämeniden dar, deren
früheste eine zu Hamadan entdeckte Inschrift des Ariyaramna- ist. Von Kyros II.
sind babylonische Zeugnisse vorhanden. Ausser der Chronik des letzten Königs
von Babylon Nabunaid, der die Taten des Achämeniden erwähnt, ist der sogenannte
Rassen-Zylinder anzuführen, der in neubabylonischer Sprache wichtige
Aufschlüsse vermittelt.
Ferner wird Kyros als König von Babylon auf
Kontrakttäfelchen genannt. Aber auch die Inschrift von Pasargadai (Kyros Murgäb) wird man mit Kyros II. in
Verbindung setzen und darin eine Bauinschrift des Begründers der persischen
Macht sehen dürfen, während sich allerdings gewichtige Stimmen, aber wohl kaum
mit Recht, für die Zuschreibung der Inschrift an den jüngeren Kyros eingesetzt
haben. Die Inschrift ist auch auf das vergöttlichte Abbild des Herrschers
bezogen worden, das in dem Relief von Pasrgadai zu suchen wäre, doch leuchtet
diese Deutung weniger ein, wenn auch kein Bedenken dagegen besteht, das
fragliche Steinbild als fravasi-, als Genius des Königs, zu
erklären. Dass es sich um eine Bauinschrift handeln muss, geht schon aus dem
wiederholten Vorkommen des gleichen kurzen Textes an mehreren Pfeilern und an
eine runden Säule hervor. Eine nur elamisch und bebylonisch erhaltene Inschrift
auf dem neu gefundenen Abbild des Kyros in Pasargadai weicht von dem Text von
Kyros Murgab etwas ab, während eine dreisprachig Inschrift über der erwähnten
Skulptur noch der Untersuchung harrt.
Aber ganz abgesehen von den Meinungsverschiedenheiten
über die Bedeutung der altpersischen Inschriften vor Dareios I. bleiben die
wenigen aus früherer Zeit stammenden Worte ein recht dürftiger Einsatz unseres
Materials, das erst mit Dareios I. reichlichere Spuren aufweist. Am Felsen von
Bisutun bei Kermanschah, in Persepolis und in dessen Nähe an seinem Grabe (Naqs
i Rustam), in Susa, am Berge Elwend bei Hamadan, in Hamadan selbst und am
Suezkanal hat der Wiederhersteller und Organisator des Achämenidenstaates
bedeutungsvolle Inschriften hinterlassen, die durch ein Siegel und einige
Aufschriften auf Gewichten ergänzt werden.
Von Yerxes I. sind aus Persepolis, Susa, Elwand und
Wan sowie von Vasen Inschriften bekannt, während wir solche von Artaxerxes I.
aus Persepolis und ebenfalls auf Vasen haben.
Artaxerxes II. hat Zeugnisse in Susa und Hamadan
hinterlassen. Die letzten altpersischen Inschriften stammen von Artaxerxes III.
aus Persepolis. Mit diesem Grosskönig schliesst die Reihe der altpersischen
Keilinschriften ab. Einige Siegellegenden ergänzen unser Material, doch gehören
bis auf ganz wenige Stücke diese Siegel nicht der achämenidischen Periode an.
Als authentisches und zeitlich genau zu bestimmendes
Material sind die Keilinschriften der Achämeniden von unschätzbarem Wert. Sie
ergänzen auf das erfreulichste die Berichte der griechischen Schriftsteller und
die Angaben, die z.B. für die Regierung des Kambyses und Dareios I. in Ägypten
gefunden worden sind. In kultureller Hinsicht lassen die Inschriften manche
wichtige Schlüsse zu. Ihrem Charakter als Staatsakte entsprechend wird das
geschichtliche Moment namentlich in den grossen Texten des Dareios besonders
betont. Man wird bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse annehmen
dürfen, dass die altpersische Keilinschrift nach dem Vorbild der Assyrer und
der Halder in dem Machtbereich der Achämeniden ausgebildet worden ist, da wir
von medischem Material vorläufig nichts wissen.
Die Inschriften der Achämeniden sind in Altpersisch,
Elamisch und Babylonisch abgefasst. Bei der Inschrift von Suez war ein
ägyptischer Text vorhanden, der bei einem in der Nähe liegenden Denkmal allein
erhalten ist. In Ägypten bedienten sich nämlich die Grosskönige den
Einheimischen gegenüber der ägyptischen Sprache. Seit einiger Zeit sind auch
aramäische Versionen altpersischer Inschriften entdeckt worden, von denen
bereits Diodor zu sprechen scheint. Die mehrsprachigen Inschriften des Dareios
erwähnt Herodot, und eine in Deirmengik gefundene Inschrift zeigt den Gebrauch
der griechischen Sprache durch Dareios.
Bekannt sind die Achämenideninschriften seit dem 17.
Jahrhundert. Ihre Entzifferung durch Grotefend 1802 war der Ausgangspunkt der
Lesung der Keilschrift überhaupt. Sie liegen jetzt in ausgezeichneten
Veröffentlichungen durch King und Thompson sowie durch Weissbach, E. Herzfeld,
F. W. König und V. Scheil vor.
Es ist zu hoffen, dass bei der weitern Durchforschung
Irans noch mehr Materialien zutage kommen, wie das hinsichtlich der goldenen
Bautablette von Hamadan oder der Inschrift vom Palast zu Susa für Dareios
gelungen ist.
Die achämenidischen Münzen weisen bei den Prägungen
der Grosskönige keinerlei Beischriften auf. Solche sind in aramäischer und
griechischer Sprache dagegen auf den Münzen mancher Satrapen und
Vasallenherrscher zu finden.
Am Hof der Achämeniden wurden auch Akten geführt, in
denen die königlichen Entschliessungen aufgezeichnet waren. Solche hat Ktesias,
Hofarzt des Artaxerxes II, zu Susa
benützt. Dass es sich hierbei um die Behandlung alter Sagenstoffe und der
mythischen Geschichte Irans gehandelt habe, nicht um die amtlichen Dokumente
selber, sondern höchstens um phantasievolle Auszüge daraus, wird zwar
behauptet, ist aber nicht zu beweisen.
Ktesias mag mit seinen Vorlagen frei umgesprungen
sein, mit Vorlagen, die er in den Assyriaka anlässlich der Erörterung der nach
Elam weisenden Memnonsage erwähnt.
Beachtlich sind auch die in Elephantine gefundenen
aramäischen Papyri, die für die Iranistik von F. C. Andreas erschlossen worden
sind.
O. G. VON WESENDONK / 1933
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